Seite:OberamtEllwangen 504.jpg

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Stift in Asche zu legen drohte, hielt der Statthalter Joh. Bernh. Cramer und die Räthe mit der Priesterschaft, Bürgerschaft und dem Stadtgericht im Kreuzgang eine Berathung, auf welche hin um 2 Uhr Mittags in dem ummauerten Garten des Amtmanns von Tannenburg bei der Schloßmühle vom Statthalter, dem Herrn von Lichtenstein, dem Amtmann von Tannenburg, Arnold von Wolfen, dem Rentmeister Balthasar König, wegen der Clerisei Stiftsprediger Gottfried Augenstein, Stadtschultheiß und Stadtschreiber, 3 Abgeordneten je des Gerichts und der Bürgerschaft mit Sperreuter unter starker Beihilfe Degenfelds, der die meisten Punkte mit eigener Hand aufsetzte, ein „Accord“ geschlossen wurde. Ihm gemäß hatten die Ellwanger ihr geworbenes Volk abzudanken und begaben sich Schloß, Stadt und Stift in schwedischen Schutz und Devotion. Ins Schloß wurden 24 Mann, in die Stadt 120 (wovon 40 in die nächsten Dörfer) als Salvaguardia, auf die Ämter 150 Reiter gelegt. Der alte Gottesdienst sollte überall ruhig fortbestehen, die Beamten, Offiziere und Diener in ihren Ämtern verbleiben und ihrer alten Herrschaft wie bisher Rechnung ablegen. Wenn sie mit des Königs und der Evangelischen Feinden nicht correspondiren und keine falschen Praktiken treiben wollten, konnten der Propst, alle Kapitularen und anderen abwesenden Herren ihr Schloß und ihre Häuser wieder beziehen. Für die Verschonung mit der Plünderung sollte eine leidliche Ranzion und während das Stift im Besitz seiner alten Rechte und Gerechtigkeiten, Zinsen, Renten und Gülten bleibe, gleichfalls eine leidliche Kontribution noch bestimmt werden u. s. w. Als der Accord fertig geworden, ließ man etliche Flaschen Wein hinaustragen und that einen Trunk. Sodann schickten Sperreuter und Degenfeld ihr Volk ins Wallersteinische und legten je 1 Kompagnie ins Schloß und in die Stadt, sie selbst begaben sich ins Schloß, wo ersterer sein Quartier im Fürstengemach nahm, mit Erbrechen von Thüren und Truhen, Stehlen gehörig gehaust wurde und Abends Tafel der schwedischen Offiziere und höheren ellwangischen Beamten war, „bei welcher es viel und unterschiedliche Umtrinken, auch Diskurs geben“. Am 23. reisten die schwedischen Heerführer ab, wobei die Degenfeldischen Fuhr- und andere Pferde sammt einer Kutsche zusammen im Werthe von 730 fl. mitnahmen. Am 25. d. M. forderte Oberstlieutenant Johann Adam von Stockheim in Sperreuters Namen für die Brandschatzung 12.000, als wöchentliche Kontribution 2500 Reichsthaler, Summen, welche auf 8000 und 1500 Thlr. herabgehandelt wurden. Zur Aufbringung derselben wurde alsbald eine Umlage von 1 fl. auf 100 fl. Vermögen ausgeschrieben. Bei den Verhandlungen über die noch weitere Ermäßigung dieser schließlich nur zum Theil gezahlten Summe wurde Ende Juni geltend gemacht, daß nach geschehenem Accord und wider ihn den Unterthanen auf 21.388 fl. abgenommen worden seien, und im Beginn Julis der ganze Schaden auf 33.938 fl. berechnet, auch der Statthalter Lichtenstern und der Tannenburger Amtmann in der Stadt eingesetzt, bezw. dreimal nach Nördlingen abgeführt und dort einige Zeit im ellwangischen Haus eingesperrt. 1

Am 10. August zog ein größeres schwedisches Heer durchs Stift und nahm General Pannier Quartier im schwarzen Adler, der Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar im Weißen Rößlein, Sperreuter im Schloß, am gleichen Tag wurde Rattstatt, am folgenden fast halb Westhausen niedergebrannt. Die Summe dessen, was an Geld geliefert, an

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 504. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_504.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)