Seite:OberamtEllwangen 529.jpg

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an einer höheren lateinischen Schule „von der Grammatik an bis in die Rhetorik“ bestimmte, endlich noch ein Kapital von 3000 fl. stiftete. Bald kam noch ein fünfter Jesuit als dritter Lehrer hinzu und mehrte sich die Zahl der zur hiesigen Jesuitenresidenz zählenden Personen stetig. Aber erst die reichen Stiftungen des Ign. Desiderius Peutinger, welcher im Jahr 1666 Kanonikus, 1667 Scholastikus, 1697 Dekan dahier wurde († 1718), in den Jahren 1686 (3000 fl.), 1689 (3000 fl.), 1692 (500 fl.), 1717 (4500 fl.), sowie der Umstand, daß er die hiesigen Jesuiten in seinem Testament von 1712 zu seinen Universalerben einsetzte, wobei ihnen 97.619 fl. 21 kr. 9 Hllr. als reines Kapitalvermögen zufielen, ermöglichten denselben wie den Kauf des Guts Weidenfeld (OA. Aalen) im Jahr 1721 um 12.000 fl., so die Errichtung eines Jesuitenkollegiums, welches in den Jahren 1720 bis 1722 auf der Stelle der früheren Stadtvogtei und des dazu gehörigen Gartens gebaut und im Jahr 1729 offiziell von einer bloßen Residenz zum Kollegium erhoben wurde. Ihm schloß sich in den Jahren 1722 und 23 der Bau des von den Jesuiten geleiteten Gymnasiums (aus allgemeinen Steuermitteln) und 1724–1728 derjenige der Jesuitenkirche (von den Jesuiten mit Beiträgen namentlich auch des Fürsten und unter Zuziehung unverzinslicher Anlehen der Steuerkasse und der Spitalpflege erbaut) an. Seit dem Jahre 1708 erhielten die Jesuiten für 300 fl. jährlich die ständige Besetzung der Stiftsprädikatur. 1

Was die Weiterentwicklung des Gymnasiums betrifft, so kam zu den niederen Studien, Grammatik, Syntax, Poetik und Rhetorik, im Jahr 1728 die Einführung des in einem zweijährigen Kursus (Lyzealklassen) zu erledigenden Studiums der Philosophie: Logik, Metaphysik, Physik (mit Mathematik, Algebra, Geometrie und Stereometrie); in Folge Vermächtnisses des Bürgers und Bäckers Matthäus[ER 1] Geiger im Jahr 1752 wurde ein besonderer Professor als Lehrer des kanonischen Rechts und der Moraltheologie angestellt; zu einem einstens angeregten dogmatischen Lehrstuhl kam es nicht, und es beschränkten sich überhaupt alle Theologen des Ellwanger Gebiets nicht auf diese mehr als spärliche theologische Anstalt, sondern machten dieselben meistens, jedenfalls alle diejenigen, welche in der That etwas wirkten, ihre theologischen Studien in Augsburg oder Dillingen, auch in Bamberg und Würzburg. Wie ein Theater, namentlich bei feierlichen Gelegenheiten, z. B. Prämienvertheilungen, in

Errata

  1. S. 529 Z. 10 v. u. l. Matthäus st. Matthias. Siehe Nachträge und Berichtigungen. Seite XVI.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 529. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_529.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)