Seite:OberamtEllwangen 623.jpg

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10. Lippach,
Gem. III. Kl., 474 Einw. 1. Lippach, Pfarrdorf, mit Stockmühle, Haus, 426 Einw., wor. 4 Ev., Fil. von Kapfenburg; 2. Finkenweiler, Hof, 17 Einw.; 3. Lindorf, Weiler, 31 Einw.

Der Ort, z. Th. noch mit Häusern mit Strohdächern, liegt auf der rechten Seite der Jagst, da wo von allen Seiten kleine Bäche zu einem Thalbecken zusammenkommen. Die Lage ist nicht ohne landschaftlichen Reiz, gebieterisch steigt über Wiesen und Wäldern im Südwesten die nahe Kapfenburg auf. Die der hl. Katharina geweihte Kirche mit Dachreiter stammt in ihrer gegenwärtigen Gestalt aus den Jahren 1665–67: ad praesentem formam perductum sacellum a. 1665–1667. Communitas Lippacensis aegre tamen dotationem suscepit. Im J. 1777 wurde der vordere Chor gebaut, 1781 die Kirche gemalt.

An das breite Schiff schließt sich ein vieleckiger Chor. An der Schiffdecke ein rohes Freskobild: Mairle 1867, mit der Legende der h. Katharina. Im Chorbogen schöne 2/3 lebensgroße gothische Holzfiguren, Barbara und Ottilia, an der Nordwand schöne Madonna mit Kind. – Am Osteingang ins Dorf steht an der Brücke die Nepomukskapelle. Das Pfarrhaus wurde 1772 von der Gemeinde als Kaplaneihaus erbaut. Der Friedhof wurde 1818 außerhalb des Orts angelegt und mit einer Mauer umzogen. Schulhaus und Rathhaus, aus dem Jahr 1881, sind unter einem Dach. Hinlängliches Trinkwasser liefern 16 Pump- und 20 Schöpfbrunnen. Die Jagst fließt mitten durch die Markung. Über sie geht im Ort eine steinerne Brücke; östlich vom Dorf dehnte sich ein großer Weiher aus. (Vergl. u. S. 626 f.). Das Wirthshaus auf einem römischen Burstel, später adeliger Sitz, hat eine isolirte Lage und war von jenem Weiher und mit Wassergräben umgeben (s. S. 340.) In der alten Zeit muß dieser Burstel wie eine Insel aus dem Weiher geragt haben. Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittleren, die Nahrungsquellen sind Feldbau und Viehzucht; auch die Gänsezucht ist nicht unbedeutend. Eine Bierbrauerei besteht. Die Gemeinde hat 30 Morgen gemischten Wald, der unter die Gemeinderechtsbesitzer vertheilt ist. Aus der Weide bezieht sie jährlich 450 bis 500 M., aus dem Pferch 250–275 M.

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 623. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_623.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)