Seite:OberamtSchorndorf0047.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

den Städten Waiblingen, Stuttgart u. Eßlingen zu. In dem Nassachthale wird auch ziemlich Holz durch Privaten verkohlt. Alles Stockholz wird den Revier-Insassen zu 1 fl. 48 kr. bis 2 fl. 24 kr. die Klafter zur Selbstaufbereitung überwiesen. – Es bestehen verhältnißmäßig wenig Sägmühlen, und selbst Weinpfähle, deren Fabrikation erst neuerdings im Bezirke zunimmt, wurden meistens auswärts gekauft. Ebenso sind größere holzverzehrende Gewerbe im Bezirk nicht vorhanden.

Holzgerechtsame bestehen mehrfache für Bauholz, Sägholz, Erntwieden, desgleichen Waidrechte, doch meist bedingte, daher ziemlich unschädliche. Über die Ablösung mehrerer sind Verhandlungen im Gange. Das Schädlichste für den Wald ist und bleibt die Streuabgabe, obwohl sie nicht lagerbüchlich, sondern nur aus Herkommen unentgeldlich geschieht.

Bei der zahlreichen wenig bemittelten Bevölkerung sind die Waldungen von den zwischen ihnen liegenden Orten, namentlich wegen der Leichtigkeit der Abfuhr bergabwärts und des vortheilhaften Absatzes in den vielen benachbarten Städten, häufiger Befrevelung nicht blos für den eigenen Bedarf, sondern auch für den Handel ausgesetzt, und selbst Thal-Orte einzelner Reviere zählen viele habituirte Excedenten. Bei dem Forstamt kommen jährlich gegen 10.000 Excesse zur Abrügung, und man kann annehmen, daß 6% der Jahresnutzung bisher durch Diebstahl dem Walde entzogen wurden, dazu kommen wenigstens 5000 Fuder Streu, deren Entziehung den Boden sehr erschöpft. Abhülfe kann hier nicht sowohl durch die Forst-Polizei als vielmehr durch anderweitige Beschäftigung der Armen und durch verbesserte Landwirthschaft, welche bis jetzt ganz auf die Waldstreu gegründet ist, erzielt werden. In letzter Beziehung wäre Einrichtung der Wiesenwässerung im Thale und an den Bergeinhängen, Überweisung der hochgelegenen, einmähdigen Wiesen zum Fruchtbau und Verwandlung der niederen, geringen Weinberge in Kleefelder nach Ansicht des Forstamtes das Mittel, wodurch Stroh und Futter erzeugt, die Düngung für die Wiesen entbehrlich gemacht und dagegen den Äckern mehr zugewendet werden könnte.

Außer dem Walde bieten auch die den Bächen entlang gepflanzten Erlen, Pappeln und Weiden, die Hecken, die Obstbäume und die vielen Reben, einiges Brennmaterial welches aber den Aufwand für Baumstützen und Rebpfähle und an Brennholz zum Obstdörren bei Weitem nicht ersetzt.

Torf und andere Surrogate für Holz finden sich nicht. Beim Bauwesen kommen, wie schon erwähnt, Steine immer mehr in Anwendung. Zu den holzersparenden Einrichtungen gehören hauptsächlich die Gemeindebackhäuser und Gemeindewaschhäuser, Obstdörren und Kunstheerde. Gemeindebackhäuser sind in Schorndorf, Grunbach,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0047.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)