Seite:OberamtSchorndorf0050.jpg

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geräth das Vieh wegen Futtermangels im Frühling oft in den erbärmlichsten Zustand. So lange diesen Verhältnissen nicht abgeholfen ist, kann sich die Viehzucht zu einem besondern Erwerbszweige nicht erheben. Viehmastung kommt nur hier und da in Schornbach und Weiler, am Meisten in beiden Berken vor. Eine Käserei besteht in Weiler; eine weitere in Schorndorf ist eingegangen. Viele Butter wird nach Stuttgart etc. verkauft. Die eigene Nachzucht, in Schorndorf nach Verhältniß am Bedeutendsten, genügt dem Bedürfnisse des Bezirkes höchstens hinsichtlich des Melkviehs. Einiges Jungvieh kann hauptsächlich nur von den Berglen ausgeführt werden. Viehmärkte sind in Schorndorf 3, in Ober-Urbach 2, in Beutelsbach 2 und in Schnaith 2. Die Zahl der zu Markt kommenden Viehstücke und die umgesetzten Summen betragen durchschnittlich in Schorndorf 400–600 und 20.000 fl., in Ober-Urbach 400 St. und 12.000 fl., in Beutelsbach 400 St. und 15.000 fl. Die Märkte in Schnaith sind ganz unbedeutend. Nach v. Weckherlin (die Rindviehzucht Württembergs S. 261) war im Jahr 1830 der Verkehr auf den Märkten der drei erstgenannten Orte zu 68.000 fl., 21.000 fl. und 53.000 fl., geschätzt. Außerdem geschieht der Aufkauf des Zugviehes auf den Märkten zu Gschwend, Lorch, Alfdorf, Wäschenbeuren, Hohenstaufen, Ebersbach und Winnenden, der Verkauf aber auf jenen zu Stetten, Winnenden, Waiblingen, Canstatt, Ebersbach und Rudersberg. Übrigens liegt der Viehhandel hauptsächlich in den Händen der Juden, die auch viele Thiere aus der Gegend von Donauwörth und aus Vorarlberg einführen und überhaupt die kleineren Schläge bei den Ärmeren verbreiten. Der verderbliche Tauschhandel, welchen die Juden betreiben, wird hauptsächlich von den Berglen aus als ein Hauptgebrechen der Viehzucht geschildert. Stellvieh findet sich namentlich in Schnaith und Schornbach.

Die Schafzucht, obwohl durch spanische Racen veredelt, muß bei der gesteigerten Bodencultur mehr und mehr abnehmen. Indeß der Bezirk 1840 noch 8270 Schafe, worunter 2437 spanische und 5756 Bastarde, hatte, zählt er 1850 nur 5580, nämlich 1756 spanische, 3580 Bastarde und 244 Landschafe. Mit Ausnahme von Asberglen und Buhlbronn, von Baiereck, Hundsholz und Thomashardt hat die Zucht in den Berglen und auf dem Walde ganz aufgehört. Von Privaten wird sie nicht betrieben. Am Bedeutendsten ist sie in Schorndorf, Steinenberg, Winterbach und Beutelsbach. Die Gemeindeschäfer wintern in der Regel im Ort und sommern auf einer Alpweide. Die Gemeindeschäfereien von Schorndorf und Beutelsbach wurden 1850 durch Staatspreise ausgezeichnet. Die Schafe werden nach Göppingen zu Markt gebracht; die Wolle kommt ebendahin und nach Kirchheim.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0050.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)