Seite:OberamtSchorndorf0102.jpg

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Im Jahr 1431 bewirthete die Stadt den König Sigismund sammt den päpstlichen Legaten, den Cardinal Julian (Trithem. Ann. Hirs. 2, 381.) – Den 6. Juli 1446 errichteten allhier Erzbischof Dietrich von Mainz, Herzog Ludwig von Bayern, Herzog Albrecht von Österreich, die Gebrüder Ludwig und Ulrich, Grafen von Württemberg, u. A. ein Bündniß auf zwei Jahre, die Straßenräubereien in ihren Landen zu verhindern.

Als Graf Ulrich von Württemberg sich den 9. Juli 1449 mit Margarethe, Tochter Herzog Amadeus von Savoyen, Wittwe Churfürst Ludwig’s von der Pfalz, vermählte, verschrieb er ihr für ihr reiches Beibringen die Einkünfte der Stadt und des Amtes Schorndorf und ließ ihr allda huldigen. (Sattler, Grafen, 2, 186.)

Im Anfang des 16. Jahrhunderts war das Remsthal die Wiege des „Armen Kunz oder Konrad,“ einer mißmuthig-lustigen Bauerngesellschaft, welche der Ärger über neue Schatzungen Herzog Ulrich’s vereint hatte. Am Osterabend (April 15) 1514 zogen die Bauern auf den Vorschlag eines schalkhaften Gesellen, Gaispeter, mit Trommeln und Pfeifen von Beutelsbach aus hinab an die Rems, um dort das neue Gewicht der Wasserprobe zu unterwerfen. „Haben die Bauern Recht, so fall zu Boden, hat der Herzog Recht, so schwimm oben.“ Es rotteten sich allmählig etwa 2000 Bauern zusammen; doch blieb die Gesinnung der Bewohner Schorndorfs größtentheils noch gut, und die dortige Obrigkeit wußte den gegen die Thore anrückenden Armen Konrad mit Brod und Wein abzufertigen. Der Tübinger Vertrag vom 8. Juli 1514, welcher im ganzen Lande Frieden bringen sollte, besänftigte die Bauern dieser Gegend indeß keineswegs und Herzog Ulrich hielt für nöthig, durch persönliches Erscheinen im Remsthal die Huldigung auf den genannten Vertrag zu erzwingen. In dieser Absicht hieß er Stadt und Amt auf dem Wasen vor der Stadt sich versammeln. Allein hier stieß der Herzog auf große Widerspänstigkeit, gerieth selbst in Lebensgefahr, und als er sich wieder in die Stadt zurückziehen wollte, hatten sich derselben die Aufrührer bereits bemächtigt gehabt, so daß er nach Stuttgart heimreiten mußte. Nun rüstete er sich mit aller Macht und sprach die benachbarten Herrschaften um Beihülfe an. Vorerst sollte Hans von Gaisberg den armen Konrad, als er gerade von Schorndorf her im Anzug war, durch Unterhandlungen begütigen, was ihm freilich nicht auf lange gelang. Indeß drang Ernst von Fürst, Herzog Ulrich’s Burgvogt in Tübingen, mit seinen zwei Fähnlein im Remsthal vor, nahm trotz des versprochenen freien Geleits den Bauernhauptmann Vollmar von Beutelsbach gefangen und besetzte in Gemeinschaft mit Herzog Ulrich, welcher mit 1800 Reisigen in Begleitung der landschaftlichen Abgeordneten heranzog, den

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0102.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)