Seite:OberamtSchorndorf0121.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gelegenen, 1846 neuerbauten Pfarrhause, steht die in ihren Hauptbestandtheilen sehr solide Kirche zum h. Egidius. Dieselbe ist im einfachen germanischen Styl erbaut und hat sowohl am Langhaus, als an den mit einem halben Achteck schließenden, mit Strebepfeilern versehenen Chor, spitzbogige Fenster und Eingänge; leider sind die gothischen Füllungen an den Fenstern des Langhauses herausgeschlagen worden, während sie am Chor, zur Zierde der Kirche, belassen wurden. Der viereckige massive, mit einem Zeltdache gedeckte Thurm, hat unten Schießscharten und im obern Stockwerk (Glockenhaus) spitzbogige, gothisch gefüllte Fenster. Im Innern der Kirche befindet sich ein kleiner Rest eines ehemaligen Flügelaltars, auf den ein von Engeln gehaltenes Schweißtuch gut gemalt ist. Über dem Haupteingang ist die Jahreszahl 1486 eingehauen. In der Sacristei ist ein altes Wappen der Schwelher mit der Unterschrift: „Junker Hans Schwelher Stifter des würdigen Gottshuß,“ oben die Jahreszahl 1570, (1370?) welche auf die zuvor gestandene Kapelle weisen dürfte. Das Schulhaus, zugleich Rathhaus, wurde 1811 erbaut.

Die Markung hat an Baufeld 316/8 M. Gärten, 3705/8 M. Äcker und 4127/8 M. Wiesen, wovon die Mehrzahl einmähdig; (die Einwohnerzahl nimmt rasch zu; 1702 etwa 200, 1774 – 430, 1815 – 651 Einwohner). Die Einwohner sind erfahrener und fleißiger als die der übrigen Waldorte, aber doch in geringen Vermögensumständen. Da die Markung für sie zu klein ist – es kommen auf den Kopf nur 17/20 M. – so suchen Viele ihren Erwerb in auswärtigem Taglohn, wobei ihnen der Eisenbahnbau sehr zu Statten kam. Die südliche Abdachung des Ortes ist besonders dem Obstbau durchaus günstig, und der hiesige Most wird, weil von rohen, nicht veredelten Sorten erzeugt, für dauerhafter als der Thalmost gehalten, der Kirschengeist wegen seiner Feinheit gepriesen. Die Obstzucht wird darum mehr und mehr gepflegt. Im Jahr 1847 wurden 30.000 S. Kernobst und 800 Imi Kirschen gewonnen. Der mit einer schwachen Schichte Humus bedeckte Lehmboden gibt nur mittlere Getreide-Ernten; die Wiesen aber geben genügendes Futter, von dem sogar noch verkauft wird. Ein M. Acker wird zu 200–300 fl., Wiesen zu 200–500 fl. bezahlt. Die Einwohner verkehren auf den Märkten des nahen Eßlingen.

Die Gemeinde ist nicht vermöglich; sie besitzt 152 M. Grundeigenthum. Die Gemeindeumlage beträgt 450 fl., übrigens ist ein Armenhaus vorhanden. Die Stiftungspflege besitzt nur 730 fl. Die Pfarrei ist vom Könige zu besetzen und hat keine Filialien. An der Schule steht ein Schulmeister mit einem Gehilfen; ihr Fond ist nur 40 fl. Der Begräbnißplatz ist bei der Kirche.

Etwa 1/8 Stunde südlich vom Ort Baltmannsweiler soll auf

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0121.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)