Seite:OberamtSchorndorf0134.jpg

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und soll 1359 erbaut worden sein. Sie ist in gutem Zustand erhalten. Das daneben stehende Pfarrhaus liegt von allen Seiten frei. Ebenda stehen die 1776 und 1813 erbauten zwei Schulhäuser. Das jetzige Försterhaus wurde 1846 von einem Privaten erkauft. Das Rathhaus ist 1824 neu erbaut worden. Zwei Schlößchen, die im Dorfe waren, stehen längst nicht mehr. Die Einwohner sind sehr fleißig und betriebsam; ein größerer Theil hat aber dessen ungeachtet nur ein dürftiges Auskommen. Die Hauptnahrungsquelle ist der Weinbau. Die Markung hat an Baufeld 49 M. Gärten, 4376/8 M. willkürlich gebaute Felder, 4463/8 M. Wiesen und 3574/8 M. Weinberge; also nicht ganz 7/8 M. Feld auf den Kopf. Seit 1818 wurden 49 M. Wald in Obstgärten und 17 M. Allmand in Baufeld verwandelt. In diese Markung theilen sich auch die schon genannten 3 Höfe, welche Bestandtheile der Gemeinde und vom Dorfe 1/41/2 Stunde entfernt gelegen sind; nämlich:

a) Bauersberg, früher Schifterlinshof, und

b) Kernershof oder Kernersberg, an einen mit Weinreben bepflanzten Vorberg sich anlehnend, auf welchem

c) Rollhof liegt.

Die Bevölkerung (1726 – 700, 1774 – 987, 1781 – 1106, 1815 – 1613 sammt den Parcellen) hat sich in 100 Jahren mehr als verdoppelt, wobei diese Gemeinde die wenigsten unehlichen Geburten zählt (s. oben S. 25).

Die Landwirthschaft ist, namentlich auch durch die Bemühungen des Schultheißen Lederer, in gutem Zustand, da Alles aufgeboten wird, den höchstmöglichen Ertrag zu erzielen. Die Mistjauche wird sorgfältig benutzt. Zur Erntezeit gehen etwa 20 Personen als Taglöhner in benachbarte Bezirke. Die theilweise auf Höhen und an Abhängen liegenden Fruchtfelder werden zwar auch hier nach dem Grundsatz der Dreifelderwirthschaft bebaut, aber nicht so, daß sie in Zelgen eingetheilt wären; vielmehr wechselt Jeder für sich auf seinem Gute ab, so daß Winter-, Sommer- und Brach-Felder durch einander liegen. Die meisten Felder werden mit der Hand bearbeitet, daher auch nur 10 Pflüge vorhanden sind. Dinkel, Einkorn und Weizen werden am meisten, Haber fast gar nicht gebaut. Die Dinkel- und Weizenernte deckt aber das Bedürfniß nicht. Der Ertrag ist beim Dinkel 12-, beim Roggen 6-, bei Weizen und Gerste 8fach. An Reps wird auf der Höhe der eigene Bedarf gebaut. Klee ist das einzige Futterkraut. Wälschkorn und Bohnen, wodurch die Markung im Ertrag sich auszeichnet, können allein nach Außen verkauft werden. Hanf, der von mittlerer Güte, wird ziemlich viel, Flachs aber wenig gezogen. Die im Verhältniß zur Ackerfläche unverhältnißmäßig vielen Wiesen sind zweimähdig, können nicht gewässert werden und geben gutes Futter, wovon jedoch nichts nach Außen verkauft wird. Die Weinberge,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0134.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)