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Ober-Urbach,
Gemeinde II. Kl. mit 2148 Einw. a. Ober-Urbach, Pfarrd. 2089 Einw., wor. 2 Kath. b. Hegnau-Hof, W. 34 Einw. c. Wasen-Mühle 7 Einw. d. Wellings-Hof, W. 18 Einw. – Ev. Pfarrei mit den Filialien: Unter-Urbach (s. u.); sowie einigen Parzellen von Gemeinden des O.A. Welzheim; die Katholiken sind nach Wäschenbeuren, O.A. Welzheim eingepfarrt.


Der Gemeinde-Bezirk liegt im Urbachthale (Gutenauer Thal), wo sich von Norden und Osten her die Gehänge des Welzheimer Waldes in dasselbe verlaufen. Die Markung, auch die genannten Höfe begreifend, erstreckt sich von der Tiefe dieses Thales bis zur Spitze der gegen das Oberamt Welzheim gelegenen Berge und ist daher nur zum kleineren Theil eben. Die Gegend gehört zu den schöneren des Landes. Das Klima ist mild und gesund, und der mit dem Haubersbronner übereinstimmende Boden, dessen Güte sich im Thale bis zu jener der Gartenerde steigert, sehr fruchtbar.

Außer einigen kleinen der Armenkastenpflege Schorndorf gebührenden Geldzinsen stehen dem Staat alle Grundgefälle zu. Die Gemeinde hat 6 fl. 22 kr. Laudemien, 230 fl. 50 kr. Geld- und 131 Sch. 21/2 S. Frucht-Gilten, sowie 14 fl. 20 kr. steuerartige Abgaben, für 16.096 fl. 55 kr. abgelöst, und noch 1 Sch. 11/2 S. Fruchtgilten, auch 1293 fl. 57 kr. und 253 Sch. 6 S. Frucht für den Zehenten zu entrichten. Wegen Ufer-Beschädigungen durch die Rems hatte dieselbe seit 1820 6586 fl. aufzuwenden, woran der Staat 1000 fl. übernahm.

Die Markung begreift an Baufeld 1161/8 M. Gärten, 9871/8 M. Äcker, davon 3463/8 M. willkürlich gebaute Felder, 8035/8 M. Wiesen und 3472/8 M. Weinberge, etwa 11/20 M. auf den Kopf.

Der Weinbau ist Hauptnahrungs-Quelle, das Auskommen bei großer Güterzerstückelung im Ganzen genommen mittelmäßig. Es werden in der Gemeinde 296 Haupt- und 69 Neben-Gebäude gezählt, deren Giebel gegen die Wetterseite meistens durch Bretter geschützt sind. Die Einwohner gehören zu den unterrichteteren des Bezirks und zeichnen sich durch religiösen, allerdings dem Pietismus ergebenen Sinn zu ihrem Vortheil aus. In körperlicher Beziehung ist der vorkommenden cretinischen Erscheinungen oben S. 26 gedacht.

Die landwirthschaftlichen Zustände sind im Ganzen gut. Fast kein Fußbreit ist unangebaut, die Güllenbenützung allgemein eingeführt und Verbesserungen überhaupt sind nicht zu verkennen. Dinkel und Weizen herrschen vor, die bei 1 Sch. beziehungweise 1/2 Sch. Aussaat 6–7 Sch. und 21/2 Sch. Ertrag vom Morgen gewähren. Über den Flachsbau s. S. 40. Das Getreide-Erzeugniß reicht für den Selbstbedarf

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0166.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)