Seite:Oberamt Aalen 056.jpg

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gegen die Nachbarschaft abgeschlossenen Gebieten sich wohl erklärt.

Die meisten Gemeinden haben das Zeugniß eines kirchlichen Sinns und fleißiger Theilnahme an den öffentlichen Gottesdiensten. An andern Orten werden hie und da Klagen laut, wie zu Aalen schon im 17. Jahrhundert der ehrb. Rath klagte: wahrnehmen zu müssen, „daß neben andern Sünden, so allhie im Schwange gehn, sonderlich die Verachtung göttlichen Worts ziemlich gemein seye, indem man den Gottesdienst, bevorab an Werktagen, in fast geringer Anzahl besuchet, den Sabbat in unzählig viel Wegen entheiligt mit allerhand Verrichtungen unnothwendiger Geschäfte und Arbeit, sonderlich auch mit Kartenspielen, Bosheit und anderer Üppigkeit, bevorab von den ungezogenen ledigen Burschen zur Nachtszeit.“ Heißt es dann weiter, „es ist die nothwendige liebe Kinderzucht dato fast gar erloschen“, so ist noch immer eine schwächliche, verkehrte Liebe zu den Kindern und in Folge davon allzu nachsichtige Erziehung der Jugend, allzu frühe Gewöhnung an Genüsse und Bedürfnisse von mancherlei Art an mehr denn einem Orte sehr zu beklagen und bedroht Stadt und Land mit dem Heranwachsen eines zügellosen Geschlechtes.

Charakteristisch ist auch die verhältnißmäßig große Anzahl von Ehrenkränkungs- und Verläumdungsklagen, welche beim Oberamtsgerichte Jahr aus Jahr ein anhängig gemacht, nicht selten jedoch nach einiger Zeit freiwillig zurückgezogen werden; sodann das häufige Vorkommen von Eigenthums- und Körperverletzungen, von Widersetzung, Unbotmäßigkeit und Selbsthülfe. Vorzugsweise dem Fachsenfelder Bezirke eigenthümlich sind zahlreiche Verurteilungen wegen erschwerter Bettelei, Landstreicherei und Confinationsüberschreitung; ebenda, aber auch weiterum sind grobe Waldexcesse und (gewöhnliche) Diebstähle ziemlich häufig, Capitalverbrechen dagegen äußerst selten. Wie groß die Achtung vor den Eigenthumsrechten auf Obst u. dgl. ist, zeigt der herrschende Namen dafür: „Gripsich“.


IV. Wohnorte.

1. Orte.
A. Zahl, Gattung und Areal.

Da größere geschlossene Orte verhältnißmäßig nur wenige im Oberamtsbezirke sind, gegenüber von den vielen Weilern, Höfen u. s. w., so ergibt sich die bedeutende Zahl von 258 Wohnplätzen (deren zur Zeit nur ein paar unbewohnt stehen). Darunter ist eine einzige Stadt, Aalen; Pfarrdörfer sind es 15: Abtsgmünd, Adelmannsfelden, Dewangen, Essingen, Fachsenfeld, Heuchlingen, Hofen, Hohenstatt, Hüttlingen, Lauterburg,

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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 056. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_056.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)