Seite:Oberamt Aalen 059.jpg

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Kalksteine und Sandsteine verschiedener Qualität sind nirgends ferne; zahlreiche Ziegelhütten liefern auch den Bedarf an gebrannter Waare. Ebendeßwegen werden meistens die Erdgeschosse von Stein erbaut, oder doch mit massivem Sockel. Bloß einstockige Häuser sind nur in wenigen Orten, z. B. Oberkochen, in größerer Zahl vorhanden; die zweistockigen überwiegen weit; auffallend ist aber, wie niedrig oft die Stockwerke sind, besonders auch in den älteren Häusern der Stadt, so daß mancher großgewachsene Mann in seiner Stube nicht aufrecht stehen kann.

Strohdächer gibt es immer noch manche, besonders in Lauterburg, wo auch ein Strohdecker wohnt, in Fachsenfeld, Neubronn, Oberkochen und mehreren Höfen. Doch nimmt ihre Zahl immer ab, und auch die Schindeldächer weichen mehr und mehr den Ziegeln. Die Verwendung von Backsteinen, besonders zur Aufmauerung der Wetterseiten, scheint zuzunehmen – aber auch Bretterverkleidung sieht man, selbst in der Stadt, noch häufig.

Sehr gewöhnlich sind Wohnung und Scheune unter einem Dach. In Aalen sieht man noch an den meisten älteren Häusern, daß sie zugleich für den Betrieb der Landwirthschaft eingerichtet waren; die weite Hausflur bildete zugleich die Dreschtenne und ein Entresol diente zur Aufbewahrung von Vorräthen. Dagegen fehlt es in der Stadt durchaus an Hofräumen und selbst die Dungstätten sind erst in neuerer Zeit aus den Straßen über die Mauern hinausgewiesen worden.

Eigenthümlich sind die in Heuchlingen, Hüttlingen, Abtsgmünd und in der Adelmannsfelder Gegend, auch in Lauterburg u. a. O. noch hie und da vorhandenen s. g. „verzainten“ Häuser. Zwischen den Balken sind senkrechte Stäbe befestigt und wie eine Zaine mit Holz ausgeflochten, hierauf innen und außen mit Lehm überworfen und getüncht.

C. Werth und Eigenthum.
Nach dem Brandversicherungs-Kataster betrug der Werth sämmtlicher Gebäude am 1. Juli 1850
4.632.725 fl.
Es käme somit der Werth eines einzelnen Gebäudes durchschnittlich auf
1009 fl. 18 kr.

Die Zahl der versicherten Gebäude betrug am 1. Juli 1843: 4284, welche zu 3.751.850 fl. angeschlagen waren, wonach die Zunahme der Zahl 7,1 pCt., die Zunahme des Anschlags, 23,4 pCt. beträgt.

Nach dem Kataster vom 1. Juli 1850 stellt sich der Steueranschlag der Gebäude auf 2.091.351 fl., die Zahl der steuerbaren Gebäude betrug damals 4349 (3347 Haupt- und 1002 Nebengebäude), der durchschnittliche Steueranschlag für 1 Gebäude mithin 480 fl. 53 kr.

Empfohlene Zitierweise:
: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 059. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_059.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)