Seite:Oberamt Aalen 095.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Puddeln und Schweißen und durch Herstellung einer Dampfmaschine und eines Walzwerks, sowie durch neue Magazine und Wohnungen vergrößert und beinahe vollständig umgebaut. Nachdem sich jedoch ergeben hatte, daß die Benützung der Hohofengase für das Verfrischen des Eisens nicht ohne Störung für die Gießerei geschehen konnte, wenn die Stabeisenfabrikation in der für einen vortheilhaften Betrieb erforderlichen Ausdehnung betrieben werden sollte, wurden die Puddlingsofen und das Walzwerk 1843/50 nach Unterkochen verlegt und dort Gasöfen mit besonderer Feuerung von Holz und Steinkohlen in Betrieb gesetzt, welche Form der Gasbenützung sich auf den Grund der in Wasseralfingen gemachten Erfahrungen auf vielen auswärtigen Hüttenwerken verbreitet und besonders da mit Vortheil bewährt hat, wo nicht Steinkohle, sondern Holz zum Frischen verwendet wird.

Wasseralfingen wird nun als Gießerei ausschließlich betrieben[1] und gehört zu den bedeutendsten Gießereien Deutschlands. Von den drei Hohöfen sind in der Regel zwei im Betrieb, die jährliche Produktion von 50 bis 60.000 Ctr. Gußwaaren wird aus den Hohöfen unmittelbar größtentheils geliefert, und der Cupol-Ofen nur zur Aushülfe betrieben. Durch die wohlfeilen Thoneisensteine aus den benachbarten Gruben und durch billige Holzkohlenpreise ist das Hüttenwerk in den Stand gesetzt, mit den auswärtigen Hüttenwerken auch bei sehr gedrückten Eisenpreisen zu concurriren, wozu die geschmackvolle Form und Dekoration der Gußstücke und namentlich der Öfen hauptsächlich beiträgt, welche häufig von den auswärtigen Gießereien als Muster benützt werden, und den Leistungen unserer vaterländischen Künstler alle Ehre machen. Von den Leistungen der Gießerei geben Zeugnisse: die Schildhalter Löwe und Hirsch auf dem Schloßplatz in Stuttgart, die Basreliefs und Ornamente der Jubiläumssäule daselbst, die Gewächshäuser und Arkaden in der Wilhelma bei Canstatt, der Brunnen und viele Gußstücke in der Villa des Kronprinzen, die Brunnen in Lindau und Augsburg, so wie die Abbildungshefte über die zum Verkauf bestimmten Gußwaaren neben dem Nützlichen viele Kunstgegenstände enthalten. Ganz besonders zeichnet sich W. auch durch feine und pünktliche Arbeit beim Maschinengusse aus. Das Werk hat einen eigenen Reisenden.

Das Hüttenwerk beschäftigt dermalen 270–280 Officienten, Meister, Gesellen, Jungen, Taglöhner und gibt, wie schon aus dem oben angegebenen Betriebsumfang erhellt, einer Menge von Bewohnern des Oberamts Gelegenheit zu Erwerb, was besonders in den stürmischen


  1. Jetzt aber, 1853/54, soll ein großartiger Puddlingsbetrieb beigefügt werden.
Empfohlene Zitierweise:
: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 095. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_095.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)