Seite:Oberamt Aalen 191.jpg

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Wahl. Der Rath wurde im katholischen Sinne erneut und ohne Zweifel auch die ganze Stadtverfassung revidirt, insbesondere die Vierundzwanziger abgeschafft.

Gustav Adolfs Siege erlaubten 1632 der Stadt, zum evangelischen Glauben zurückzukehren, der nicht mehr angefochten wurde, dagegen aber brach bald ein anderes schweres Unglück herein. Am 28. und 29. Angust 1634 kamen fliehende Schweden von Nördlingen her durch die Stadt und ließen der Überlieferung nach ein paar Munitionswägen stehen, welche, von den nachsetzenden Kaiserlichen angezündet, einen gewaltigen Brand verursachten. Zwar beweist eine Reihe von Thatsachen[1], daß die Localsage irrig ist, nach welcher „kein Haus, keine Hütte“ innerhalb der Ringmauer, und von dieser nur ein Thurm soll stehen geblieben seyn. Doch ging allerdings ein ansehnlicher Theil der Stadt durch den Brand unter, und der Rest wurde ganz ausgeplündert. Häufige Durchzüge, Einquartierungen und Winterquartiere bald der Baiern, bald der Franzosen, bald der Schweden und der Kaiserlichen, erschöpften von Jahr zu Jahr die Kräfte der heruntergekommenen Stadt, in welcher auch große Theuerung einkehrte (ein Viertel Korn 3 fl., ein Ei 10 kr. u. s. w.), so daß Roß-, Hunde- und Katzenfleisch gegessen, Nesseln als Gemüse gekocht, Kleien- und Leinbrod gebacken wurde. Natürlich sind auch verheerende Seuchen im Gefolge von all dem ausgebrochen und selbst das Ende des Kriegs 1648 brachte zunächst wenig Hülfe, weil immer noch Kontributionen gezahlt werden mußten an die Schweden in Nördlingen (welche in Aalen selbst eine Abtheilung von 12 Mann zu Pferd liegen hatten, noch 1649), Satisfactionsgelder an die Kreiskasse u. s. w. u. s. w. Erst 1650, „nachdem man aller Garnisonen entledigt“, wurde deßwegen am 14. und 15. September ein öffentliches Dankfest gefeiert und nun rüstig Hand angelegt, die noch im Schutt liegenden Gebäude wieder aufzubauen oder herzurichten, besonders die Kirche und Schule, die Pfarrhäuser, Rathsschreiberei und Spital, Mauer und Mauerthürme, Mühlen und Dörrhäuser u. s. w. Dieß war bis 1672 geschehen und auch die gemachten Schulden bis auf 800 fl. abbezahlt, freilich aber nur, weil die Bürger alle „recht sparten, schlecht sich kleideten, aßen und tranken, auch hart arbeiteten“ u. s. w.

Da Rathhaus und Archiv ebenfalls verbrannt waren, so sammelte man Abschriften der nöthigen Urkunden und ging nach dem Frieden an eine neue Redaction der städtischen Gesetze. 1653 wurden „der Reichsstadt Aalen Artikul, Ordnungen und Statute“ schriftlich


  1. S. die Geschichte Aalens v. H. Bauer S. 35 f.
Empfohlene Zitierweise:
: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_191.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)