Seite:Oberamt Aalen 261.jpg

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Wasser gibt es in beiden Gebieten reichlich, dem Kocher zulaufend mit Ausnahme der südlichsten Spitze, wo ein Nebenbach der Lein seinen Rinnen eingegraben hat.

Die Verbindung mit der Umgehung unterhält eine Vicinalstraße von Abtsgmünd über Hohenstadt nach Ober-Gröningen u. s. w. und eine zweite nach Schechingen u. s. w. Doch ist der Verkehr auf diesen Straßen nicht bedeutend.

Der Bezirk ist gesund, die Luft rein und trocken, aber etwas scharf. Nebel sind selten, Frühlingsfröste aber häufig, auch bei schon vorgerückterer Jahreszeit.

Der Wohlstand läßt viel zu wünschen übrig. Zwar sind 72 Gewerbtreibende da, aber es fehlt vielfach an Beschäftigung für sie und an Gelegenheit zu Nebenverdiensten.

Die Landwirthschaft ist die Hauptbeschäftigung der Einwohner, es sind aber längst die Bauernhöfe zum Theil nur allzusehr zerstückelt. Dabei ist mit Ausnahme der herrschaftlichen Gärten für Obstkultur bisher sehr wenig geschehen, auch Bienenzucht wird blos von Wenigen betrieben und Pferde- sowie Schafzucht (Mittel-Bastard) sind gering. Dagegen steht die Rindviehzucht, bei welcher die Limburger Race durchaus vorgezogen wird und wobei – mit Ausnahme der Herbstwaide – Stallfütterung stattfindet, auf ziemlich hoher Stufe. Auf Düngererzeugung wird viel Sorgfalt verwendet. Der Ackerbau wird überall flürlich betrieben mit hälftigem Einbau der Brache; nur auf dem Schloßgute ist auch Fruchtwechsel eingeführt. Die gewöhnlich gebauten Früchte sind Roggen, Dinkel, Gerste und Haber, mit einem durchschnittlichen Ertrage von 21/2, 5, 3 und 4 Scheffeln per Morgen. Von Handelsgewächsen kommen besonders Lein, Reps und Hopfen vor. Die Beschaffenheit des Ackerbodens hängt natürlich von der geognostischen ab und ist auf der Liashöhe schwer, theils strenger Thon, theils milder Lehm; leicht im Keupergebiete, theils eigentlicher Sand-, theils lehmiger Sand-Boden. Doch ist der Thon- und Lehmboden fruchtbarer als der sandige. Der durchschnittliche Werth eines Morgens Acker ist 125 fl. – bei Wiesen dagegen, deren viele – besonders im Kocherthal – vorhanden sind, circa 200 fl. Doch ist die Ertragsfähigkeit derselben von 20–30–40 Centnern Futter verschieden. Im Thale und überhaupt auf dem Sandboden tritt gewöhnlich die Ernte etwas früher ein, als auf der Höhe.

Den großen Zehnten bezieht – mit wenig Ausnahmen – die Grundherrschaft; den kleinen Kernobst- und Blutzehnten die Pfarrei, mit Ausnahme einiger herrschaftl. Güter. Die Schafhäuser sind zehntfrei. Heuzehnte wird nicht entrichtet; nur von den 4 Börrather

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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_261.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)