Seite:Oberamt Aalen 269.jpg

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der Pfarrei Neuler, hier der Pfarrei Abtsgmünd zu. In Ober- und Mittel-Lengenfeld gebührte der große Zehnte zu 2/6 der Herrschaft, 3/6 der Pfarrei Hüttlingen, 1/6 der Kaplanei Wasseralfingen. Dagegen bezogen die Herrschaft und die Pfarrei den kleinen, den Obst- und Blutzehnten abwechselnd, und ebenso auch in Unter-Lengenfeld, wo der große sammt Heuzehnte ganz der Herrschaft gebührte. In Seitsberg war’s mit dem großen Zehnten wie im Lengenfeld und etwas Heuzehntgeld bezog die Pfarrei. Zu Sulzdorf gehörte der große Zehnte, weniger 1 Malter Frucht zu 2/3 der Herrschaft, vom letzten Drittel bezog die Pfarrei 2/3 und 1 Malter, die Kaplanei Wasseralfingen 1/3. Der unflürliche kleine Zehnte sammt dem Erdbirnzehnten wechselte zwischen der Pfarrei und der Herrschaft, welch letzterer der flürliche kleine und der Novalzehnte allein zustand.

a) Hüttlingen, ein Pfarrdorf, liegt 11/2 Stunde von Aalen, im Kocherthale, an dessen Biegung, der größere Theil auf dem rechten Ufer und an den Thalwänden, sowie in die Beilsklinge hineingebaut. Von den Gebäuden sind wenige ganz von Stein, sonst aber im Riegel meist auf einem steinernen Erdgeschoße gebaut, sämmtliche mit Ziegeldächern. Die neuere Zeit hat für Verschönerung manches gethan.

Die Lage ist in dem ziemlich weiten und noch nicht zu tiefen Thale recht freundlich, mit hübschem Ausblick auf die stattliche Burg der ehemaligen Gutsherrn, Nieder-Alfingen.

Die Gemeindeangelegenheiten wurden früher durch das herrschaftl. Vogtamt besorgt in Verbindung mit sogen. Vierern. Der eigentlichen Gemeinde standen die bloßen Hausgenossen gegenüber, wie denn z. B. 1608 die Vierer und ganze Gemeinde (nämlich Bauern und Lehener) mit den Hausgenossen einen Vertrag geschlossen haben über Benützung der Viehwaide und Auflesen des wilden Obstes.

Hauptnahrungszweig der Einwohner hier und im ganzen Bezirke ist die Landwirthschaft. Durch die Vertheilung von 120 Morgen Allmand 1847 hat zu Hüttlingen auch der Ärmste doch einigen Grund und Boden bekommen. Das Gemeindeeigenthum ist unbedeutend (besonders die Schafwaide), aber die Vermögenszustände der Einzelnen sind in der Mehrzahl günstig. Mit Gewerben beschäftigen sich gegen 80 Personen; neben den Handwerksleuten für’s tägliche Bedürfniß finden sich Wannenmacher, Weber, Maurer und Zimmergesellen u. dgl. m.

Die ansehnliche Pfarrkirche zu St. Michael ist umgeben von dem einst befestigten Kirchhofe, dessen dicke Mauern zum Theil noch Schießscharten zeigen. 1739 wurde sie gebaut und 1851 renovirt. Älter ist der Thurm, welcher die Jahrszahl 1501 zeigt; 1729 wurde er

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: Beschreibung des Oberamts Aalen. J. B. Müller's Verlagshandlung, Stuttgart 1854, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Aalen_269.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)