Seite:Oberamt Biberach 060.jpg

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3. Besondere Schicksale des Oberamtsbezirks.

Über die Schicksale unseres Bezirks in den ersten acht Jahrhunderten läßt sich nichts mit geschichtlicher Bestimmtheit sagen. Mehrfach war die Gegend den verheerenden Einfällen der Ungarn ausgesetzt, die das alte Frauenkloster zu Ochsenhausen und in der Nähe von Biberach die alte Kesselburg zerstört haben sollen, nachdem in dem Treffen im Plankenthal, vallis planctus (Thränenthal), gegen die Ungarn, Otto Graf v. Kesselburg mit seinen drei Söhnen 902 gefallen war.

In späterer Zeit brachten besonders die Fehden zwischen der Stadt und dem Adel auch über den ganzen Bezirk manche Unbilden. Wie unser Bezirk nicht nur von dem allgemeinen Bauernaufruhr im Jahr 1525, sondern auch von einem besondern schon 1501 heimgesucht worden, findet sich unten in der Geschichte der Stadt Biberach und des Klosters Ochsenhausen.

Grenzenlos war das Elend, das der 30jährige Krieg über die ganze Gegend brachte: besonders waren Biberach, und die Klöster Ochsenhausen, Gutenzell und Heggbach der Schauplatz der wildesten Ausschweifungen. Das Elend, das die stets wechselnden Besatzungen von Östreichern und Schweden an und für sich herbeiführten, wurde noch gesteigert durch den fanatischen Religionshaß der Katholiken und Protestanten; zu dem Kriegsungemach gesellte sich im Jahr 1635 die Pest, die 1/3 der noch vorhandenen Bevölkerung wegraffte. Einige Orte, wie Bellamont, starben ganz aus. Neue Drangsale brachte der spanische Successions-Krieg über den ganzen Bezirk, besonders aber wieder über die Stadt und die Klöster Ochsenhausen, Heggbach und Gutenzell. In den letzten französischen Kriegen begannen schon mit der ersten Bewegung der Truppen im Jahr 1790 die Durchzüge, und bis zum Jahr 1796 war wohl der Bezirk selten frei von fremden Truppen. Doch führte dieß keine besondere Verluste herbei. Mit dem Juli 1796 aber begann die traurige Zeit für unsern Bezirk. Den 4. August 1796 zogen die ersten Franzosen in die Stadt ein. An der den 27. Juli 1796 zu Stuttgart dem schwäbischen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 060. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Biberach_060.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)