Seite:Oberamt Blaubeuren 008.jpg

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Aus den Gauen und Centen gingen gemeiniglich die Grafschaften in späterer Bedeutung hervor. So entstand aus einem Theil der Folkoltsbar die Grafschaft Berg, wozu in dem disseitigen Oberamte noch die Herrschaft Schelklingen gehörte, und aus dem Flein- und Filsgau die Grafschaft Helfenstein. An der Blau aber saßen die Dynasten von Ruck, vermuthlich mit den Helfenstein Ein Geschlecht, und herrschten über einen bedeutenden Landstrich, von dem Lauterthale über die Alp herüber bis an das Donauthal hinab. Dieser Bezirk bestand in lauter Stammgütern, welche unabhängig von der Grafengewalt waren, und deßwegen auch nicht unter dem Namen einer besondern Grafschaft erscheinen, obgleich seine Besitzer die Grafenrechte darin ausübten. Zwar spricht Tübinger in seiner Blaubeurer Chronik von einem comitatus Blauenstein; allein diese Benennung scheint eine blos willkührliche des Chronisten gewesen zu seyn, in den Urkunden ist immer nur von den drei Vesten Ruck, Gerhausen und Blauenstein und ihrem Zubehör die Rede. (S. Ruck.)

So theilte sich unser Oberamtsbezirk nach der Auflösung der alten Gauverfassung in 3 Haupttheile: 1) den Helfensteinischen, bis an das Lauterthal; 2) den Ruckischen, von dem Lauterthal bis an das Blauthal und über das Hochsträß hinüber, und 3) den Berg-Schelklingischen, zwischen dem Tiefenthal und den Ästen des Achthals. Abgesonderte Theile bildeten in der Folge die Herrschaften Arneck und Herrlingen, und die Besitzungen der oben genannten Klöster und anderer Herrschaften. Der Ruckische Theil kam durch die Pfalzgrafen von Tübingen ebenfalls an die Grafen von Helfenstein; die Zeit ist nicht genau bekannt, aber nach einer bei Blaubeuren angeführten Urkunde geschah es ums Jahr 1267. Da Graf Ulrich von Helfenstein eine Tochter des Pfalzgrafen Rudolphs, mit dem er in jener Urkunde erscheint, die Gräfin Anna zur Gemahlin hatte, so ist es sehr wahrscheinlich, daß durch diese Heirath das Helfensteinische Haus in den Besitz von Blaubeuren und

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 008. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_008.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)