Seite:Oberamt Blaubeuren 014.jpg

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Aschenhaufen verwandelt, durch Mißhandlungen aller Art und durch Hunger und Pest wurde fast die ganze Bevölkerung weggerafft. Noch ist seit jener Zeit in einem großen Theile des Oberamts die Benennung Brandstätte, statt Hofstätte, öffentlicher Sprachgebrauch, und bis auf den heutigen Tag sind manche Orte kaum wieder zu derjenigen Bevölkerung gelangt, die sie vor dem Kriege hatten, der völlig verschwundenen Höfe und einzelner Wohnsitze nicht zu gedenken. Der ganze Stadt-Oberamtsbezirk zählte nach dem Frieden noch 304, das Klosteramt noch 89 Menschen; das Land wurde nun großentheils von Ausländern, Schweizern, Tyrolern, Kärnthnern, die sich einfanden, gebaut.

Vierzig Jahre später, 1688, wurde der Bezirk von den Franzosen heimgesucht, welche unter dem berüchtigten Melac, besonders auf der Ulmer Alp, fürchterlich hausten. „Nellingen, Scharenstetten und Aichheim liegen auf dem Haufen, Merklingen erwartet jede Stunde dasselbe Schicksal,“ schrieb ein Geistlicher an seinen Collegen. Auch in dem Spanischen Erbfolgekrieg litt der Bezirk wieder sehr; 1702 wurde er von den Baiern gebrandschatzt, und vor der Höchstätter Schlacht, 1704, zog das verbündete Heer, unter dem Prinz Eugen von Savoyen, durch (s. Wippingen); nach der Schlacht aber und während der Belagerung von Ulm gab es starke Einquartirung.

In den letzten französischen Kriegen hatte Blaubeuren und sein Bezirk abermals viel zu leiden; schon bei dem ersten Erscheinen der Franzosen im J. 1796, als sie über die Alp gegen die Brenz vordrangen, so wie bei ihrem Rückzug in demselben Jahre über Ulm und Biberach, wurde die Gegend durch Plünderung und Ausschweifungen aller Art hart mitgenommen (s. Markbronn, Ringingen). Eben so und noch mehr in den Jahren 1800 und 1805; im erstern Jahre, nach der Schlacht bei Feldkirch, zogen vom 6. bis 15. Mai über 60.000 Mann Franzosen durch. Am 15. Mai rückten sie in Blaubeuren ein, und verweilten da bis zum 23.; am 15. Abends beschoßen sich Östreicher und Franzosen in der

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 014. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_014.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)