Seite:Oberamt Blaubeuren 030.jpg

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Widerstand. Mit Verwunderung vernahmen Einzelne die Messung und fragten, ob denn das Senkbley in der Tiefe nicht geschmolzen sey? ein Beweis, daß der alte Glaube an eine schmelzende Hitze in der untersten Tiefe des Topfes sich immer noch nicht ganz verloren hat.

Die Farbe des Wassers ist, wie schon bemerkt, auffallend blau, in seinem Abflusse übrigens krystallhell. Die Farbe verstärkt sich mit der zunehmenden Tiefe. Nur an dem Rande, wo die Vegetation einwirkt, fällt sie ins Grüne. Über die Ursache dieser blauen Farbe sind schon viele Vermuthungen gewagt worden, aber sie ist bis jetzt noch nicht genügend erklärt. Ein Beobachter, der die Farbe des Blautopfs grün fand, und diesen Grüntopf genannt wissen wollte, hat sogar eine ausführliche Abhandlung über die grüne Farbe desselben geschrieben, welche in dem Schwäbischen Magazin, Jahrg. 1776, S. 765 ff. abgedruckt ist. Gemeiniglich sucht man die Ursache der Farbe entweder in der Umgebung oder aber in der Farbe des Grundes. Allein diese Erklärung hält darum nicht Stich, weil das Wasser seine bläuliche Farbe bis zum Ausfluß in die Donau beybehält. Durch die gewöhnlichen chemischen Reagentien läßt sich, nach Herrn Prof. Schübler, kein Gehalt an Metallen oder andern Stoffen wahrnehmen, welche die bläuliche Farbe veranlassen könnten. In 1 Pfund zu 16 Unzen sind nicht mehr als 1,7 Gran fixe Stoffe enthalten, welche beym Abdünsten ein weißlich-graues, größtentheils aus kohlensaurem Kalk bestehendes Pulver zurücklassen, und das Wasser ist somit reiner als die meisten Trinkwasser, und es wird auch seit Jahrhunderten als ein sehr gutes und gesundes Trinkwasser von den Einwohnern der Stadt Blaubeuren genossen. Erst durch Abdampfen einer größern Menge Wasser würde sich übrigens bestimmen lassen, ob sich doch nicht in ganz geringen Theilen gewisse Stoffe darin aufgelöst befinden, welche die eigenthümliche Farbe verursachen. Nicht unmerkwürdig ist die Beobachtung, welche der Herr Ober-Finanzrath Autenrieth schon als Knabe machte, daß nämlich der Boden eines eisernen Brunnentroges bey der Reinigung

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 030. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_030.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)