Seite:Oberamt Blaubeuren 102.jpg

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Blauquelle, an der die Stadt liegt, Blautopf (Blaubronn, Blauborn) genannt. Zwar führt die Stadt einen blauen Bauer in ihrem Wappen; aber man kennt ja den Ursprung solcher Stadt- und Schall-Wappen. Buron, Bronn, Born bezeichnete im Altdeutschen, wie noch jetzt, eine Quelle, Blauburon wurde der Name auch ehemals häufig geschrieben, und Blavifons übersetzten ihn die alten Klostersmönche. Die Stadt liegt in einem tiefen Kessel der Alp, an der Ach und dem Ursprung der Blau (S. die Karte). Die Lage ist eine der ausgezeichnetsten, die man sehen kann; fast rundum von hohen, steilen, mit ungeheuern Felsen besetzten Bergwänden umgeben, bietet Blaubeuren mit seiner Umgebung ein äusserst malerisches Bild dar. Eine Vorstellung davon gibt das Landschäftchen zu diesem Hefte, das nach einem Gemälde des Herrn Ober-Finanzraths Autenrieth von Dörr in Heilbronn, gefertigt ist. Durch die Stadt zieht die Landstraße von Urach und von Kirchheim nach Ulm; eine Nebenstraße geht von ihr aus durch das Ach- und Schmiechenthal nach Ehingen hinab. Die Stadt ist mit Mauern und zum Theil mit Gräben versehen, hat 3 Thore, das obere, mittlere und untere Thor, und eine Vorstadt. Einen besondern Bestandtheil bildet das Kloster, das mit seinen Nebengebäuden wieder seine eigenen Mauern und Thore hat. Die Stadt hat ein gutes Aussehen; sie ist zwar unregelmäßig gebaut, hat aber reinliche Straßen, gute und wohlgebaute, darunter viele neue Häuser, und zeichnet sich in dieser Hinsicht vor vielen andern würtembergischen Landstädten vortheilhaft aus. Die Bauart ist die gewöhnliche; aus Mangel an Sandsteinen werden Tuff- und Kalksteine, häufig auch Backsteine gebraucht. Ausgezeichnete und merkwürdige öffentliche oder andere Gebäude befinden sich, das Kloster ausgenommen, nicht in der Stadt, obgleich in ältern Zeiten manche adeliche Geschlechter in der Stadt wohnten, z. B. die v. Grafeneck, v. Stadion, und die v. Gaisberg[1].


  1. Die Oberamtey, das Dekanathaus, das s. g. große Haus, des Küfers Michler Haus, des Fuhrmanns Matteis Haus waren ehemals von Adeligen bewohnt.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_102.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)