Seite:Oberamt Blaubeuren 105.jpg

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Heimsuchung zu Hunderten zu dem Altar. In dem Hofe des Klosters liegt ein Stein, der Freystein genannt. Nach der gemeinen Sage wäre dieser Stein ein Asylstein gewesen, dergleichen in mehreren Klösterhöfen, z. B. in Pfullingen sich befanden. Nach Ergenzingers Beschreibung aber wäre derselbe das Fußgestell von einer Bildsäule Johannis d. Täufers gewesen, wobey vor Erbauung des Klosters die alte St. Joh. Capelle gestanden habe. Das Eine widerspricht jedoch nicht dem Andern.

Die Stadtkirche hat nichts Ausgezeichnetes; es befinden sich darin ein paar Denkmäler, wovon das Neubronnerische wegen einer damit verbundenen Stiftung erwähnt zu werden verdient. Es besteht in einem verschlossenen Gemälde, die Kreutzigung Christi darstellend, mit den Wappen Neubronners und seiner Frau auf den Flügelthüren (s. u.).

Bevölkerung und Nahrung.

Die Bevölkerungs-Verhältnisse der Stadt sind schon vorne berührt; im Allgemeinen sind sie nicht günstig; es stirbt der 23te bis 24te Mensch. In dem oben berechneten Zeitraum von 10 Jahren sind 723 Menschen gestorben, und dagegen nur 701 geboren, also 23 mehr gestorben als geboren. Wenn daher die Einwohnerzahl seit 1812 um 113 zugenommen hat, so geschah dieß durch äussern Zuwachs. Der Nahrungsstand der Einwohner beruht theils auf dem Feldbau, theils auf Gewerbe und Handel. Es herrscht vergleichungsweise mehr Wohlstand in der Stadt, als in vielen andern Landstädten, obgleich das Vertrauen auf ein reiches Spital demselben nicht immer förderlich war. Der Feldbau ist durch die ausserordentlich kleine Stadtmarkung sehr beschränkt[1].


  1. Allen Umständen nach hatte Blaubeuren ursprünglich gar keine Markung; die Markungen der benachbarten Orte Weiler, Seißen, Asch etc. stoßen noch jetzt hier zusammen, und auf den Bildwiesen bey der Thal- und Papiermühle, haben die von Asch und Sunderbuch noch ein Weiderecht. Das Ackerfeld auf der Alp, der Hauptbestandtheil der jetzigen Markung, gehörte ohne Zweifel einst zu Asch; noch jetzt bezieht die Universität Tübingen, Namens der Kirche zu Asch, den Zehnten daselbst und ein Theil der Güter von der jetzigen Blaubeurer Markung steuert nach Asch. Der kleine Bezirk im Thale gehörte vormals theils zum Kloster, theils zu dem Schloß Ruck.
    WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Anmerkung wurde hier vervollständigt
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_105.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)