Seite:Oberamt Blaubeuren 110.jpg

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2) Das Neubronnerische Stift, 1000 fl., wovon die Zinse jährlich an die Armen auszutheilen sind, gestiftet 1605 von Martin Neubronner von Ulm. Die Stiftung hängt mit dem Denkmal in der Pfarrkirche zusammen, das deßwegen am Christfeste geöffnet wird, und bis zum Dreykönigstage offen bleibt. Neubronner war ein reicher Bürger in Ulm. Er wollte 1000 fl. stiften, wenn ihm erlaubt würde, sein Epitaphium in dem Münster zu Ulm anzubringen. Weil er aber kein Patricier war, wurde er mit seinem Gesuch abgewiesen. Im Verdruß fuhr er nach Blaubeuren und fand dort geneigte Aufnahme.
3) Das Seefriedische Stift, gestiftet im Jahr 1813 von dem verstorbenen Stadtschreiber Seefried. Die Stiftung besteht in 1000 fl. zur jährlichen Vertheilung der Zinse unter die Armen des vormaligen weltlichen Oberamts, und wieder in 100 fl. für die Schuljugend in Blaubeuren und Gerhausen.
4) Das große Stift, nach und nach gestiftet von 82 Personen. Die Zinse, welche sich jetzt auf 310 fl. belaufen, werden jährlich unter die Armen vertheilt.
Andere, kleinere Stiftungen übergehen wir hier. Dagegen verdient noch das s. g. Aussteuer-Institut eine Erwähnung, das im J. 1807 errichtet wurde. Es besteht in einer Art von Lotterie, woran alle unverheirathete Personen des Oberamts Theil nehmen können. Jeder Theilnehmer legt wochentlich 1 kr. ein; am Ende des Jahres wird die Einlage in Portionen zu 100 fl. verloost, die Gewinnste werden aber nicht sogleich, sondern erst am Tage der Verehelichung ausbezahlt und bis dahin verzinst. Die Anstalt steht unter einer besondern Commission und hat gegenwärtig einen solchen Umfang, daß jährlich 6 Gewinnste verloost werden können.

Die Brunnen-Anstalten beruhen auf einem doppelten Brunnenwerk an der Blau, wodurch die Stadt und das Kloster reichlich mit Trinkwasser versehen werden. Ein anderes Quellwasser gibt es nicht.

Der Begräbnißplatz liegt eine Achtelstunde von der Stadt an der Gerhauser Straße.

Der Gemeinde-Zustand der Stadt ist gut, und wie aus der Tabelle zu ersehen ist, fast ganz schuldenfrey. Die Einkünfte sind, da die Stadt wenig Eigenthum hat, gering, und die Ausgaben müssen zu 1 Drittel durch Umlagen gedeckt werden (s. die Tabelle IV.). Das Stadtwappen enthält einen blaugekleideten, bekränzten Bauer in gelbem Schilde,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_110.jpg&oldid=- (Version vom 9.4.2018)