Seite:Oberamt Blaubeuren 155.jpg

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zwischen Gerhausen und Sonderbuch vor. Gerhausen kam mit Blaubeuren, 1447, an Würtemberg. Es gehörte zu dem Stadtoberamt. Das Kloster hatte zwar schon bey seiner Stiftung Theil an G. erhalten; es verkaufte aber Schulden halber, 1392, „das Dorf G.“ zu seinem und der Herrschaft Helfenstein Antheil für 15 Pfd. Heller an Dieterich Haug von Ehingen, Bürger zu Biberach. Später, im J. 1499, erkaufte es wieder von der Wittwe Megenhardt zu Blaubeuren Güter zu G. für 202 fl. Übrigens hatten verschiedene Edelleute, namentlich die von Oggenhausen, von Grafeneck, von Nenningen Theil an Gerhausen. Allmählig scheint Alles, auch die Grundherrschaft an die Grafen von Helfenstein zurückgekehrt zu seyn. Die v. Nenningen hatten auch einen Burgsitz in dem Dorfe, und zwar auf einer Insel der Blau; denn im J. 1410 verkaufte Hans v. Nenningen an die Gräfin Anna v. Helfenstein, geb. v. Öttingen, seinen „Burgstall und Werde (Wehrd) in dem Dorf Gerhusen zwischen den Blawen gelegen“ für 55 Pfd. Heller.

Auf einem angrenzenden Vorhügel, der Frauenberg genannt, soll die Gräfin Anna einen Wohnsitz gehabt und alljährlich, am Tage Johannis d. T., daselbst unter die Jugend einen Eimer Wein vertheilt haben[1].

Hohen–Gerhausen. Über dem Frauenberg stand auf einer schroffen Felsenspitze die Burg Hohen-Gerhausen, wovon ohne Zweifel Frauenberg ein Vorwerk war; denn es war durch den äussern Schloßgraben eingeschlossen. Ihre Ruinen erheben sich äusserst malerisch über dem Dorfe. Wie groß auch die Verheerungen in der Burg waren, so erkennt man doch unter ihren Trümmern noch das Burgthor, die Mauern


  1. Noch in neuern Zeiten feyerte die Jugend den Johannis-Abend auf dem Frauenberge mit Freudenfeuern; aus Stroh geflochtene Räder wurden dabey den Berg hinabgerollt. Also auch hier, wie zu Saulgau, die Johannisfeuer. Schon das constantinop. Concilium vom Jahr 680 eifert gegen die (aus dem Heidenthum herrührende) Feuertänze.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_155.jpg&oldid=- (Version vom 11.7.2022)