Seite:Oberamt Blaubeuren 162.jpg

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auch der Kirche hat der Staat. An der Kirche steht neben dem Pfarrer ein Kaplan, auch hat der Schloßkaplan von Ober-Herrlingen und Klingenstein seinen Sitz zu Herrlingen. Filiale der Pfarrkirche sind: Klingenstein, Hohenstein, Weidach, der katholische Theil von Wippingen und Lautern, und seit 1815 das Dorf Ehrenstein, Oberamts Ulm. Das Alter der Pfarrey geht in entfernte Zeiten zurück. Auch die Kaplaney ist alt, sie wurde 1339 von Ritter Gerwig von Hörningen und seinem Vetter Ulrich von Hörningen, jedoch, wie in der Urkunde bemerkt ist, ohne der Pfarrey dadurch Eintrag zu thun, gestiftet. Als Stiftungsgut gaben die Ritter ein Gütlein zu Weidach, und Anna von Wolbrandt ihr Haus in Herrlingen dazu her. Laut Urkunde, gegeben zu Pforzheim im Decbr. 1347, schenkte Kaiser Karl IV. dem Deutschen Haus in Ulm das Patronatrecht der Kirche in Hörningen mit allen Rechten und Einkünften. Die Kirche soll jedoch dem Orden schon von Karls Vorgängern, den Kaisern Heinrich und Ludwig geschenkt worden seyn, und vielleicht wäre jene Schenkung nur eine Erneurung, oder eine Incorporation der Kirche; in der Urkunde heißt es: „cum facultate et auctoritate redditus et proventus Ecclesiae mensae suae (des D. Hauses) propriae applicandi.“ Wenige Jahre vorher war der Pfarrherr oder Rektor der Kirche, der als solcher noch im Besitze des ganzen Einkommens der Kirche war, gestorben. Als man die jetzige Kirche baute, wurde sein Grab unter einem Altare gefunden, mit einem Grabstein, der jetzt aussen an der Kirche eingemauert ist und das Bildniß eines Geistlichen mit folgender Inschrift enthält: „Anno Dni 1342 obiit R. D. Rudolphus de Halbringen Rector Eeclesiae in Hörningen.“ Er war wahrscheinlich der letzte Rektor und wirklicher Pfarrer.

Die Schloß-Kaplaney, jetzt Dreyfaltigkeits-Kaplaney genannt, während die Dorf-Kaplaney oder Frühmesse die St. Andreas-Kaplaney heißt, vereinigt 2 Kaplaneyen in sich, die Schloß-Kaplaney zu St. Sebastian in dem Schloß Ober-Herrlingen und die Schloß-Kaplaney zur h. Dreifaltigkeit in

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_162.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)