Seite:Oberamt Ehingen 011.png

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Primanus secundae Votum solvit lubentissime, Muciano et Fabi (ano, consulibus.) Wir bemerken dabey nur, daß statt Primanus secundae (Rottenführer der zweyten Cohorte) Primanus Secundinus zu lesen seyn möchte, da dieß ein röm. Familien-Name war, der auch auf Votivsteinen zu Mainz mehrmal vorkommt. Demnach hieße die Inschrift zu deutsch: Dem allgütigen und allherrschenden Jupiter und der Donaugottheit geweiht von Primanus Secundinus, unter dem Consulat des Mucianus und Fabianus, das ist im Jahre 201.

An der südwestlichen Ecke der Kirche, dem Erdboden gleich, ist ein 2 Schuh hoher Stein mit Bildern eingemauert, wovon 2 Seiten sichtbar sind, die 2 andern aber in der Mauer stecken. Auf gleiche Weise ist ein ähnlicher Stein auf der nordwestlichen Ecke eingemauert. Die Bilder auf diesen Steinen stellen 1) einen Jäger oder Krieger, an einem Spieße ein Jagdnetz auf der Schulter tragend, in ernstem Schritte, und vor ihm einen alten, seiner Äste beraubten Baum dar; 2) zwey Knaben, Genien, die ein, zum Todtenopfer bestimmtes Schwein an einer Stange tragen, und die gestürzte Lebensfackel in der Hand halten; 3) zwey Kinder, wovon das eine, wie es scheint, mit einem Kreisel spielt, das andere aber erschrocken zurücktritt, gleichsam abgefordert von dem kindlichen Spiele des Lebens; 4) zwey Figuren, eine weibliche, deren ausgestreckte Arme und Finger sich in Lorbeerblätter verwandeln, und eine andere in Lüften schwebende Figur, wahrscheinlich den verfolgenden Apoll, beyde aber die Mythe der Daphne, ohne Zweifel in Anwendung auf den Hingang in ein höheres Leben, darstellend.

Außer diesen und zwey andern Steinen, wovon die Abbildungen in den Würt. Jahrbüchern zu sehen sind, befinden sich noch mehrere Bilder in den Sockel der Kirche eingemauert und man muß schmerzlich die Zerstörung eines Denkmals durch unwissende Hände bedauern, welches vielleicht das merkwürdigste in unserm Lande war, und auf eine besondere Bedeutung des Orts, an dem es sich befand, schließen läßt. „Mir wird es,“ sagt Herr Kirchenrath Vannotti an


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: , 1826, Seite 011. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_011.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)