Seite:Oberamt Ehingen 084.png

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die Stadt dem Kloster die lat. Schulgebäude abtrat und jährlich 1200 fl. zu bezahlen versprach; das Kloster aber wenigstens 3 Professoren in Ehingen zu unterhalten sich verpflichtete. Im Januar 1686 wurde die neue Anstalt feyerlich eröffnet, und bald darauf (s. o.) der Grundstein zu einem neuen, dem jetzigen schönen Convict-Gebäude, gelegt. Die Zahl der Professoren wurde nach und nach auf 7 vermehrt und die Anstalt erhob sich bald über ein Gymnasium, zu einem Lyceum, nach damaliger Rangordnung. Nachdem aber im Jahre 1803 Zwiefalten an Würtemberg gekommen war, wurden die Professoren abberufen, und die Anstalt stand nun ein ganzes Jahr verwaist, bis i. J. 1804 die Stadt mit dem Kloster Wiblingen einen Vertrag schloß, kraft dessen dieses die Anstalt übernahm und mit Lehrern besetzte. Da indeß auch Wiblingen bald darauf aufgehoben wurde, so schleppte die Anstalt ihr Daseyn mit Hülfe einiger Franziskaner, in deren Kloster sie 1810 verlegt wurde, auf eine ärmliche Weise fort, bis sie 1814 normalmäßig auf ein niederes Gymnasium mit 2 höheren Klassen, zugleich aber auf die Mittel der Stadt allein beschränkt wurde. In diesem Zustand blieb die Anstalt bis 1823. Da wurde König Wilhelm ihr zweyter Stifter und Begründer: die Anstalt wurde in ein geordnetes Lyceum verwandelt, und der Staat übernahm einen Theil der Unterhaltungskosten. Dabey blieb es aber nicht; durch die Gnade des Königs fiel die Wahl für eines der beyden Convicte auf Ehingen, und dieß gab Veranlassung zu einer neuen Erweiterung der Anstalt, zur Herstellung eines vollständigen Gymnasiums, in der Art, wie es oben bezeichnet worden ist. Die Stadt selbst, deren Vorsteher sich mit rühmlichem Eifer diese neuen Einrichtungen angelegen seyn ließen, brachte mehrere Opfer dafür. Sie gab nicht nur das schöne Collegium, worin sie kurze Zeit vorher ihren Spital eingerichtet hatte, gegen das Lyceumsgebäude, oder Franziskaner Kloster zum Convict wieder her, sondern sie erkaufte auch ein eigenes Haus zum Gymnasium, (s. o.) und verstand sich neben andern Lasten auch noch zu verstärkten jährlichen Geldbeyträgen. Dagegen wurden 2


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 084. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_084.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)