Seite:Oberamt Ehingen 159.png

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Gottesacker, und wurde 1347 gestiftet, letztere befindet sich weithin sichtbar, auf der Höhe am linken Donauufer, und ist mit einem Meßnerhaus verbunden. Sie wurde als eine alte Capelle 1504 neu gebaut. 1314 stiftete der Magistrat und der Stadtpfarrer Kircher zu Ehingen eine Caplaney dahin. Früher gab es auch noch eine Martins-Capelle, sie wurde aber i. J. 1784 geschlossen und vor einigen Jahren verkauft. Ihr Kirchensatz war schon 1387 dem Kl. Marchthal überlassen worden. Wie mehrere Kirchen, so gab es ehedem auch mehrere Kirchenstellen in der Stadt. Im Jahr 1393 stiftete die Stadt aus den Beyträgen der Bürger die Veits-Caplaney, und 1481 Peter Mauler die Predigerstelle. Erstere wurde 1790 zu dem östr. Religionsfond eingezogen, mit letzterer wurden 1690 die Michaels- und Spital-Caplaneypfründe vereinigt. Munderkingen war von alten Zeiten her der Hauptort eines ausgedehnten Rural-Kapitels, wie es auch der Hauptort eines kleinen Gaues war, und erst 1814 hörte es auf Dekanatssitz zu seyn: s. u. Dennoch soll die Kirche Filial von Kirchheim gewesen seyn, und wirklich wird sie auch in dem Kaufsbriefe von 1388 über die Kirchheimer Kirche eine Unterkirche von dieser genannt. Der Grund mag gewesen seyn, daß die Einkünfte und Güter der Kirche zu Munderkingen in fremde Hände gekommen waren, so daß kein eigener Pfarrer mehr sich erhalten konnte. Nachdem das Kloster Marchthal i. J. 1387 und 88 das Patronat mit dem von Kirchheim erkauft hatte, besetzte es die Pfarrey mit Klostergeistlichen. S. Kirchheim. Bey der Auflösung des Klosters M. zog Östreich die Güter und Einkünfte des Klosters und der Kirche in Munderkingen mit dem Patronat an sich und setzte dem Pfarrer eine Competenz aus. Wegen der Patronatsrechte der Caplaney hatte die Stadt fast immer Händel mit dem Kloster; durch Vergleich von 1443 wurde das Nominationsrecht dem Kloster, das Präsentationsrecht der Stadt überlassen. Seit 1806 übt der Staat die sämmtlichen Patronatsrechte aus. Zu der Pfarrey gehört Algershofen.

Ehedessen hatte Munderkingen auch ein Kloster, ein


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_159.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)