Seite:Oberamt Ehingen 176.png

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Stetten (Schmalstetten) und Bettighofen. Der Stiftungsbrief, auf welchen noch weitere Bestätigungs- und Sicherungs-Urkunden folgten, wurde den 1. Mai 1171 zu Tübingen ausgefertigt. Papst Cölestin bestätigte 1192 und K. Heinrich VI.[ws 1] 1193 die Stiftung. Letzterer beruft sich dabey auf die von seinem Vater, dem K. Friedrich ertheilten Privilegien. 1192 gab auch Herzog Conrad seine Pfründe an das Kloster ab, und Swigger von Gundelfingen hatte die seinige 1177 an dasselbe verkauft. Die Mönche zu dem neuen Kloster hatte Hugo von dem Kloster Roth bezogen. Neben dem Mannskloster wurde, wie es damals gewöhnlich war, zugleich auch ein Frauenkloster errichtet. Im Jahr 1212 wurde den Klosterfrauen eine eigene Kirche zur heil. Catharina und 1252 ein neues Kloster gebaut. Aber schon 1273 sahen sich Propst und Capitel veranlaßt, zu beschließen, daß innerhalb 50 Jahre keine Novizen in das Kloster mehr aufgenommen werden sollen, womit also dessen Aufhebung beschlossen war[1]. Durch Schenkungen, Käufe, und klösterliche Industrie vermehrte das Gotteshaus seinen Besitzstand allmählig bedeutend, und der Ort Marchthal selber war schon 1218 ganz im Besitze des Klosters. Die gegenwärtigen Klostergebäude wurden erst in neuerer Zeit gebaut. Im J. 1688 wurde der Bau der Kirche angefangen, und 1700 vollendet; 1704 begann der Bau des neuen Klosters, gegenwärtigen Schlosses, und wurde erst 1770 beendigt.


  1. Der Beschluß lautet nach Crusius, Schw. Chronik. B. I. S. 634 also: Wir Conrad, Propst zu Martall, sammt den ganzen Convent: Wann wir betrachten, daß die Schalkheit der Weibsleute alle andere Leichtfertigkeiten übertrifft, so in der Welt zu finden seynd, und daß kein Zorn ist über eines Weibeszorn, und daß das Ottern- und Drachengift, noch gelinder und heilbarer vor den Menschen ist, als der vertraute Umgang mit Weibsleuten, so haben wir mit gemeinschaftlichen Rath und Einwilligung beschlossen, sowohl für die Wohlfahrt der Seelen, als der Leiber und unserer Güter künftighin Sorge zu tragen, wollend; daß wir übrigens keine von den Schwestern mehr, zur Vermehrung unsers Verderbens aufnehmen, sondern dieselbe als vergiftete Thiere abweisen etc.

Anmerkungen [WS]

  1. Korrigiert nach Beschreibung des Oberamts Riedlingen S. 267: S. 176 statt Heinrich IV. – Heinrich VI.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ehingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1826, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ehingen_176.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)