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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim

Durch die Vertheilung und den Anbau der Allmanden wie durch die Einführung der Stallfütterung haben die eigentlichen Weiden allmälig abgenommen und nur noch einzelne Gemeinden, wie Donaustetten, Gögglingen, Illerrieden, Oberholzheim u. s. w. besitzen noch welche von einiger Bedeutung, dagegen haben mehrere Orte Waldweiden und in den meisten Orten bestehen noch die sogenannten Herbstweiden, auf die man nach der Ernte das Vieh austreibt. Dagegen bilden die Brach- und Stoppelweiden, welche an Pachtschäfer verliehen werden, mit wenigen Ausnahmen noch eine besondere Revenue der Gemeinden (siehe hierüber die Ortsbeschreibungen).

c. Viehzucht.

Die Pferdezucht ist sehr ausgedehnt. Der Stand der Pferde im ganzen Bezirk betrug am 1. Januar 1853 2.840 Stücke, von welchen 629 oder 22,2 % unter zwei Jahren alt waren, ein Verhältniß, wie es kein anderer Bezirk aufzuweisen hat[1]. Auf eine Quadratmeile kamen 473,2 Stücke. Bei den Pferden wird mehr auf einen tüchtigen, etwas grobknochigen, zur Arbeit tauglichen Landschlag gesehen, als auf feinere, edlere Racen, obwohl dergleichen auch getroffen und gezüchtet werden. Es würden unfehlbar noch weit schönere und dauerhaftere Pferde erzielt werden, wenn dieselben nicht zu jung für den Ackerbau verwendet würden, und für die Fohlen durch Fohlengärten oder Weiden gesorgt wäre. Die Bedeckung der Stutten geschah früher meist auf der Beschälplatte zu Biberach oder durch patentisirte Hengste, seit aber im Jahre 1853 eine Beschälplatte in Laupheim errichtet wurde, wird diese fleißig benützt und läßt bald einen guten Erfolg hoffen. Der Absatz der Pferde, der meist auf den Roßmärkten in Ulm, zuweilen auch an das Militär geschieht, ist bei einzelnen Orten ziemlich beträchtlich, wie in Laupheim, Achstetten, Baltringen, Hüttisheim, Mietingen, Ober-Holzheim, Schwendi, Siessen, Sinningen, Stetten, Sulmingen, Unter-Balzheim, Unterweiler, Wain, Walperthofen und Wiblingen. In neuerer Zeit werden die besseren Pferde in einem Alter von zwei bis drei Jahren von auswärtigen Juden aufgekauft und nach Bayern und die Schweiz abgesetzt.

Die Rindviehzucht ist bedeutend und gewinnt immer mehr an Ausdehnung, je mehr der Viehaustrieb beschränkt und auf Kosten der Weiden die angebaute Fläche und insbesondere der Futterkräuterbau, wie die Verbesserung der Wiesen zunimmt. Der Bezirk besaß bei der Aufnahme vom 1. Januar 1853 226 Bullen,


  1. Siehe Württemb. Jahrb. 1852, II. S. 163 u. 201.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Laupheim. Stuttgart 1856, Seite 056. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Laupheim_056.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)