Seite:Oberamt Leutkirch 026.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der südlichen Hälfte des Bezirks, so wie in den meisten Thalgründen. Zu den ergiebigsten Distrikten rechnet man im Ganzen die Gemeindebezirke Aichstetten, Leutkirch, Berkheim und theilweise Thannheim; zu den geringsten Seibranz, Waltershofen, Kirchdorf und die Gegend von Threerz. Im Ganzen steht der Boden dieses Oberamtsbezirks hinsichtlich seiner Kulturfähigkeit unter den mittleren des Landes.

4. Luft und Witterung.

Die Luft ist bei der hohen Lage des Bezirks, welche beinahe der mittleren Erhebung des Alpplateau gleich kommt, im Ganzen rauh und scharf. Im Einzelnen aber ergeben sich bedeutende Verschiedenheiten. Die niedrigste Temperatur herrscht auf dem waldigen Hochgelände der G. Seibranz bis gegen Wurzach hin. Ebenfalls ziemlich rauhe, aber weniger trockene Luft hat der dem Allgäu angehörige und dem Hochgebirge näher gelegene südliche Theil des Oberamts. Auffallend milder aber ist die Temperatur der Illerebene; hier geht im Frühjahr öfters schon der Pflug, während selbst im Thal bei Leutkirch noch eine mächtige Schneedecke auf dem Boden lagert. Dem ganzen Bezirke aber sind, wie dem Allgäu überhaupt, eigenthümlich: schnelle Abwechselungen der Temperatur, auch im Sommer meist kühle Morgen und Abende, mehr feuchte als trockene Witterung, schnell umspringende Winde und nicht selten heftige Stürme. Vorherrschende Winde sind: der scharfe, kalte Ost und Nordost oder sogenannte Bayerwind, in dessen Gefolge sehr häufig entzündliche Zufälle erscheinen, und der feuchte, oft sehr ungestüme Seewind von Südwesten her. Auch der Sirocco oder Föhn (im Munde des Volkes Pfäh) stellt sich nicht selten ein, ist jedoch im Iller- und Roththal wenig mehr fühlbar. Seine Wirkung ist im Frühjahr ein ungemein rasches Schmelzen der Schneemassen, im Spätjahr ein schnelles Reifen, aber auch baldiges Faulen der Baumfrüchte; und wenn es gleich seine letzten Hauche sind, welche in diesen Bezirk hereinstreichen, so

Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta. 1843, Seite 026. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_026.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)