Seite:Oberamt Leutkirch 106.png

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selbstständigere Gestaltung zu geben anfing, s. unten Leutk. in der Ortsbeschr. Der Komplex der Freien bildete eine Freigrafschaft, welche die Montforte ums Jahr 1300 als Pfand vom Reiche inne gehabt zu haben scheinen. In der unten (Ortsbeschr. Amt Oberzeil) angeführten Urkunde vom Jahr 1311 sagt Kaiser Heinrich: Dietegeno de Castell pro 800 marcis . . comitatum nostrum in Cil, emptum („eingelöst" wie es wahrscheinlich ist, nicht erkauft) a quondam nobili viro, Rudolfo comite de Monteforti, videlicet castrum Cil cum . . attinentiis etc. obligavimus. Was nun unter diesen Zubehörden zu verstehen sey, ergibt sich aus dem im Jahr 1313 (nachdem übrigens die Stadt Leutkirch schon wieder befreit war, s. unten Leutkirch) im Namen des Reichs ausgestellten Konsensbrief des Erzbischofs von Köln, wo der Gegenstand dieser Verpfändung so bezeichnet ist: castrum in Cil cum comitatu et oppido dicto Lütkirch. Die Verpfändung Friedrichs des Schönen an die Grafen von Bregenz, deren die Bestätigungs-Urkunde Ludwigs des Bayern vom Jahr 1330 erwähnt (Wegelin n. 7), lautete auf „die Statt ze Lütkhilch und auch die Grafschaft ze Lütkhilch und was dazu gehöret.“ Daß aber unter dieser Grafschaft nichts anderes als die Freien zu verstehen sey, erhellt aus dem oben angeführten Pfandschillingsbrief (Wegelin n. 8), wo mit Bezug auf jene Pfandbestätigung genannt wurden „Lütkirch die Statt und die fryen Lüth daby.“ Damals saß also der Freigraf auf der kaiserlichen Burg Zeil und übte von hier aus die Rechte, welche ihm die Pfandschaft anstatt und im Namen des Kaisers über die freien Reichsbürger auszuüben einräumte. Er war der Schutz- und Schirmherr, hegte das Freigericht in des Kaisers Namen und bezog an des Kaisers Statt die Reichssteuer.[1] Dagegen bestanden die Rechte und Freiheiten der Leute im Wesentlichen darin, daß sie


  1. In der Verpfändungs-Urkunde heißt es in der Regel: „Die Freyen auf der Haiden, und die gewonlichen Stewren, so sie jährlichen gebent.“ Z. B. Wegelin S. 10, 11.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta. 1843, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_106.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)