Seite:Oberamt Leutkirch 110.png

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Montfort und wegen der Übergriffe von Seiten der Landvogtei stellten sie sich unter der Stadt Leutkirch Schutz-, Schirm- und Bürgerrecht gegen jährliche 15 Pfund Pfennige, je auf 5 Jahre, das erstemal 1433, das zweitemal 1469 (Urk. im k. Staatsarchiv). Kaiser Friedrich aber, der die Reichslandvogtei sammt den Freien an sein Haus bringen wollte, ließ durch seinen Bruder Herzog Abrecht von Österreich 1452, und nach dessen Tod durch Herzog Sigmund 1464 die Landvogtei von den Truchseßen einlösen. (Weg. n. 61, 67), worauf das Erzhaus Österreich 1486 (n. 73) durch Erzherzog Sigmund in den wirklichen Besitz der Landvogtei gelangte. Es bedarf der Bemerkung nicht, daß man freigebig war mit jenen leichtfertigen Papieren, in welchen der Leute „all und jeglich Gnad, Fryheit, Recht, Handtvesten, Brieff und Privilegien, so sie... redlich erworben, und darzu ihr alt Herkommen und gut Gewohnheiten, so sie bishero gebraucht und löblich hergebracht“ noch im Jahr 1669 feierlichst verbürgt wurden (Weg. n. 6 vergl. Chmel. p. 13, 145). Das Schutz- und Schirmrecht, das die Landvogtei übte, dehnte diese nach und nach zu völliger Landeshoheit aus, und die freien Reichsbürger der Haide schuf sie zu Unterthanen des Erzhauses um. Daß sich hiefür keine Jahrszahl und keine Urkunde angeben läßt, ist bei Manipulationen dieser Art natürlich. Der Anfang scheint damit gemacht worden zu seyn, daß man ein eigenes landvogteiisches Gericht in Tautenhofen errichtete, wogegen die Freien sich ums Jahr 1490 vergeblich beschwerten (Weg. n. 19, vergl. n. 5). Im Jahr 1580 wurde, weil es wegen fortgesetzter Neuerungen von Seiten der Landvogtei, zu „etwas Mißverständ und Irrung“ gekommen, eine Art Vertrags-Instrument aufgesetzt (Weg. n. 20), wonach von Seiten des Erzherzogs Ferdinand einige außerwesentliche Punkte der alten Privilegien (z. B. freier Zug, aber nur in Orte der Landvogtei; Fremde durch Heirath bei sich auf- und anzunehmen, wenn sie keine „nachjagende Herren“ haben, d. h. nicht leibeigen

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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta. 1843, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_110.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)