Seite:Oberamt Leutkirch 139.png

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Bewohner gekommen sind, und welche, so weit sie sich im Lauf des dreißigjährigen Krieges ereigneten, in dem oben genannten Gabriel Furtenbach einen eigenen Geschichtschreiber gefunden haben. Wir beschränken uns auf eine kurze Angabe der wichtigsten. Den 26. August 1540 wurde die ganze untere Stadt ein Raub der Flammen. 1630 und 1729 wüthete das Feuer in derselben Gegend der Stadt. Eine sehr gefährliche Feuersbrunst wurde 1797 den 6. Okt. durch eine wahnsinnige Weibsperson angelegt, wobei acht Häuser und ein Stadel in Flammen aufgingen. Pestartige Seuchen rafften 1547 binnen eines halben Jahres 700, im Jahr 1628 in gleicher Zeit 150, im darauf folgenden Jahr 120 Personen weg. Aber das jammervollste Jahr war in dieser Beziehung 1635. Es starben von der protestantischen Gemeinde 682. Ganze Ehen starben aus 52, ganze Häuser 26. Nach der Seuche waren noch vorhanden 37 Ehen und 19 Schulkinder. Die katholische Kirchengemeinde zählte vor der Pest 1500 Kommunikanten, nach derselben nicht volle hundert. Von dem Frauenkonvent in der Klause, der 17 Schwestern zählte, blieben nur 4 am Leben. Nicht minder gräßlich wüthete der Tod unter den Landleuten der Umgegend. Bettelhofen und Kimmeratzhofen (letzteres bayerisch) starben ganz, Heggelbach, Tautenhofen und Willeratzhofen bis auf 3 oder 4 Menschen aus.

Aus derselben Ursache, wie in Isny (s. O.A.Beschr. von Wangen S. 205), ereignete sich auch hier den 9. Okt. 1620 ein Aufstand der Weberzunft, die es nicht dulden wollte, daß Leinwand aus fremden Orten in die Stadt geführt und hier ausgerüstet werden dürfte. Die Weber bemächtigten sich des Rathhauses und wollten mit Gewalt die Zurücknahme dieser magistratischen Anordnung ertrotzen, was ihnen zwar für den Augenblick nicht gelang. Das Ende des Handels aber, der für die Obrigkeit eine sehr drohende Gestalt annahm, war jedoch, daß der Magistrat nachgab und die Einfuhr fremder Leinwand abstellte, übrigens das Schaugeld für die hiesige erhöhte, und der widerspenstigen

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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_139.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)