Seite:Oberamt Leutkirch 188.png

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Die Ochsenhauser Annalen erwähnen einen Adelbert, Sohn des Ritters Hatto von Wolfoldesschwendi zu Ochsenhausen, und Mitstifter dieses Klosters (1099), der seinen Sitz in Thannheim gehabt haben soll. Wo seine Burg gestanden, weiß man nicht; ob auf der Stelle der 3/8 Stunden nördlich von Thannheim liegenden Schanze, von welcher oben VII, 4. die Rede war, dürfte zweifelhaft seyn. Der freilich späte Ochsenhauser Chronist (Pater Wirth † 1760) sagt, er habe „in antiquo illo castello, postea nominato Domus officialis sive Ambthauß“ gesessen. Er war in der Gegend umher wohlbegütert, wie seine ansehnlichen Stiftungen an das Kloster Ochsenhausen beweisen. Darunter waren der vierte Theil der Kirche zu Thannheim, die Mühle, Tafern, und 10 Mansi salischer Güter daselbst. In den päpstlichen Bestätigungsbullen 1157 und 1173 (Neug. Nr. 877) wird bereits der Kirche zu Thannheim als der Zelle Ochsenhausen ganz gehörig gedacht. 1351 wurde sie durch Bischof Ulrich von Konstanz dem Kloster förmlich incorporirt. Einige Höfe in Thannheim und Egelsee mit der Schirmvogtei, dem Vogtrecht, Steuer, Dienst und hoher Gerichtsbarkeit gehörten den Königsegg als Herren der Herrschaft Marstetten (s. d.). Ulrich von Königsegg verkaufte im Jahr 1397 diese Güter und Rechte um 1425 Pf. Heller an Ochsenhausen. Bald darauf verkaufte er auch Oy und Kronwinkel (s. d.). Auch das Kloster Roth hatte hier zwei Hofgüter, das eine (Allodium Tenisheim) von seiner Stifterin, Hemma, das andere als Geschenk des K. Friedrich II. (Stadelh. I. S. 10 und 61). Beide verkaufte Roth 1398 auf Wiederlosung an Ochsenhausen. Nachdem diese Wiederlösung 1430 zwar erfolgt, 1471 aber diese Höfe gegen Güter in Spindelwaag vertauscht worden waren, befand sich Ochsenhausen in dem alleinigen Besitz des Dorfes, und (mit der oben angeführten Ausnahme eines Theils von Egelsee und Haldau) der ganzen jetzigen Gemeinde Thannheim, und der Abt von Ochsenhausen nannte sich Herr der freien Reichsherrschaft Thannheim. Als das Kloster in der Folge sein Gebiet in 4 Ämter vertheilte, bildete dieselbe mit Oberopfingen, ¼ von Berkheim und Illerbachen, Bonlanden, Rohrmühle, Schönthal, Hamerz, Oberzell, einem Theil von Kirchdorf und dem jetzt baierischen Winterrieden das Amt Thannheim. Dieses Amt wurde, mit Ausnahme von Winterrieden (welches dem Grafen Sinzendorf zufiel) und Oberzell (siehe Roth), im Jahr 1803 in Folge des Reichsdeputations-Rezesses dem Grafen von Schäsberg als eine Reichsgrafschaft zur Entschädigung für verlorene überrheinische Besitzungen (die Grafschaft Kerpen und Lommersum im Jülichschen) zugeschieden, zugleich aber der Burggraf von Sinzendorf mit einer jährlichen Rente von 1500 fl., der Graf von Hallberg mit

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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_188.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)