Seite:Oberamt Leutkirch 203.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gräflichen Hause Wurzach vom 17. Juni 1795 den Großzehenten auf der Markung Aichstetten die dasige Pfarrstelle mit Ausnahme von 8 Gütern, welche diesen Zehenten der Standesherrschaft Wurzach reichen. In Altmannsspeyer ist der Großzehenten gemeinschaftlich, so daß das eine Jahr die genannte Standesherrschaft den Winter-, die Pfarrstelle den Sommerzehenten bezieht, das andere Jahr umgekehrt. Vor jenem Vertrag wurde im ganzen Pfarrsprengel so gewechselt.[1] Den Klein- und Novalzehenten bezieht die Pfarrei durchgängig allein.

Der Gemeindebezirk zeigt merkwürdige Spuren des römischen und deutschen Alterthums, wegen welcher wir auf das oben VII, 4. Gesagte verweisen. Übrigens fällt die Geschichte des Bezirks in der Hauptsache ganz mit der des Hauptortes zusammen, siehe unten.

1) Aichstetten, kath. Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit, mit 495 Einwohnern nebst: a) Bärtle, Hof mit 3 Einwohnern; b) Butscher, Hof mit 8 Einwohnern; c) Gotteswald, Hof mit 8 Einwohnern; d) Greck, Hof mit 12 Einwohnern; e) Hardsteig, 3 Höfe mit 22 Einwohnern; f) Kirchmann, 2 Höfe mit 21 Einwohnern; g) Öttel, Hof mit 4 Einwohnern; h) Stockbauern, 9 Höfe mit 55 Einwohnern; i) Treichler, Hof mit 7 Einwohnern; k) Vogelsang, Hof mit 13 Einwohnern; l) Zeh, Hof mit 7 Einwohnern.

Aichstetten (richtiger Eichstetten) ist ein ansehnlicher Flecken in angenehmer, heiterer Lage, der Memminger Landstraße und der Aitrach entlang gebaut, mit mehreren hübschen und freundlichen Häusern, 2½ g. Stunden von Leutkirch, 2 von Schloß Zeil. Schon aus der Ferne macht sich der Ort durch seinen stattlichen Kirchthurm mit spitzigem Dache kennbar. An diesem, nach seinen Stockmauern uralten Thurm, der anfänglich nicht die Bestimmung eines Kirchthurms gehabt zu haben scheint, da der Eingang zu ebener Erde sichtbarlich später erst durchgebrochen wurde, ist die zwar, wie man


  1. Früher wurde von der Pfarrei ein Vogtrecht von 50 fl. 20 kr. an die Patronatsherrschaft Zeil entrichtet, durch Vertrag v. J. 1835 dasselbe in der Art erhöht, daß nunmehr 150 fl. an Geld, 20 Scheffel Dinkel und 20 Scheffel Haber gereicht werden müssen, welche Erhöhung sich darauf gründete, daß die Patronatsherrschaft durch Kauf von Petershausen (siehe unten) Eigenthümerin des Großzehenten war, die Hälfte desselben aber widerruflich als Congrua der Pfarrei überlassen hatte. Durch den Vertrag von 1835 kam nun die Pfarrei in den Besitz des Eigenthumsrechtes.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_203.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)