Seite:Oberamt Leutkirch 206.png

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(Chron. der Truchs. I. S. 162) heißt es: „Im Jahr 1491 hat Herr Johann Truchs. zu Waldburg von Abt und Convent des Gottesh. Petershausen erkauft folgende Stück: nemlich alle und jede des Gotteshaus Lütt, Guett, Zinß, Randgült, und besonders den Großzehenten mit sambt dem Kirchensatz, und den zwey Hölzeren und Wälderen, nemlich den Gotteshauß Wald und Klotzenweihler und alle Obrigkeit und Herrlichkeit, die sie bis dahin zu Eichstetten und andern Enden der Herrschaft Zyll gehabt haben – – – weiters ville benannte Zinß an Geld, und Früchten zu Eichstetten, Rieden, Watzeney, Vogelsang und andern anliegenden Orten mit aller Zugehör etc." Die Zahl der Leute des Klosters, die namentlich angeführt werden, belief sich auf etliche und siebzig. Zu den Vergünstigungen, mit welchen Kaiser Karl V. den Sohn Johanns, den verdienstvollen Georg III. Truchseß, auszeichnete, gehörte auch ein Zollprivilegium für alle seine Herrschaften, in Folge dessen in Aichstetten, wegen seiner vortheilhaften Lage an der Hauptstraße, eine Zollstätte errichtet wurde. Im 30jährigen Kriege wurden mehrere Bauernhöfe entvölkert und verödet, so daß Ansiedler aus Graubündten und der übrigen Schweiz sich hier niederließen. Bei der Erbtheilung zwischen den beiden weltlichen Söhnen des Grafen Johann Jakob (1675) erhielt Graf Jakob Paris mit der Herrschaft Zeil auch Aichstetten, doch ohne Breitenbach, Rieden und Oberhausen, die zum Wurzacher Antheil geschlagen wurden. Der weitere Vertrag vom Jahr 1693 fügte die Bestimmung hinzu, daß Wurzach denselben Großzehenten beziehen sollte (s. oben).

Der Gemeindebezirk in seinem jetzigen Umfang bildete ehemals eines der vier Gerichte der Grafschaft Zeil. Im Jahr 1783 zählte man in demselben 618 Seelen, 123 Pferde, 533 Stück Hornvieh, 138 Gebäude, 81 zur Landschaft Zeil kollektable Güter mit 122 steuerbaren Roßbauen; 6½ waren steuerfrei. Von diesen 81 Gütern waren 65 Schupf- und 1 Erblehen der Herrschaft gehörig, 1 Waldburgisches Senioratslehengut und 2 Schupflehengüter des Freiherrn von Westernach, der auch 100 Eier von der Gemeinde für den Hirtenstab bezog, und eine Fischenz in der Aitrach besaß. Im Jahr 1806 machten die Kronen Bayern und Württemberg auf Aichstetten zugleich Anspruch, und der rechtliche Besitz der Souveränität blieb unentschieden bis 1810, wo die Gemeinde mit Altmannshofen unter die Oberhoheit Württembergs kam.

Der Hof Gotteswald hat seinen Namen von dem ehemaligen Petershausischen Gotteshauswald (s. oben). Im Jahre 1692 wurde ein Theil dieses, auf rauher Höhe an der bayerischen Gränze gelegenen Waldes ausgestockt und anfänglich zu Lehen gegeben; seit neuerer Zeit aber wird das Gut, als fürstlicher Kameralhof, durch

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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_206.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)