Seite:Oberamt Leutkirch 214.png

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Die Pfarrei in Willeratzhofen in 7. Die fürstliche Rentkammer in Zeil in 4. Die Parzellen sind:

1) Diepoldshofen, kathol. Pfarrdorf mit 234 Einwohnern, im Thal der Ach, zu beiden Seiten derselben, an der Straße von Leutkirch nach Wurzach, 1¾ g. Stunde von ersterem Ort und 1½ vom Amtssitz Zeil entfernt. Die Pfarrkirche zum heil. Johannes dem Täufer ist ein sehr einfaches Gebäude, dessen Baulast dem Kirchenfond, subsidiarisch dem Dezimator und der Pfarrgemeinde obliegt. Der Kirchenfond hat 4300 fl. Kapital, und an jährlichen Einnahmen: 52 fl. 20 kr. Grundzins, Pacht etc., und 8 Schffl. Dinkel, 9 Schffl. 7 Sri. Haber Gült. Das Patronat steht dem Fürsten zu, der ein Vogtrecht von 70 fl. und 68 Vrtl. Haber bezieht. Nach der früheren Eintheilung gehörte die Pfarrei zum Landkapitel Isny. Der Schulsprengel coincidirt auch hier mit dem Pfarrsprengel; das Schulhaus wurde 1812 neu erbaut. Über die zum Theil hieher gehörige Öttle’sche Stiftung s. Schloß Zeil. – Der Ort scheint schon 1150 genannt zu werden, in welchem Jahr das Kloster St. Blasien dem Kloster Elchingen unter andern auch praedia zu Diepelzhofen übergibt (Gerbert, Hist. Silv. nigr. III. S. 76). Dipoltishofen erscheint in der, von Herzog Welf dem Kloster Weingarten ausgestellten Stiftungsurkunde von 1090, mit einem Gut, das dem Kloster daselbst gehöre, wenn anders hierunter nicht Ober- oder Unter-Diepoldshofen im Oberamt Ravensburg zu verstehen ist. Sicherer ist die Nennung unseres Diepoldshofen in dem Verzeichniß der Stiftungsgüter des Klosters Roth, welches die Bulle Papsts Eugen III. vom Jahr 1152 aufführt (Diepoldeshofen, s. Stadelh. I. S. 46). Ein Ulrich von Diepoldshofen erscheint in Urkunden des Jahres 1126 und 1179, und ein Konrad als praepositus des Klosters Weingarten (Hess. Monum. S. 75) im Jahr 1241, woraus sich das Alter des Orts, sowie das Daseyn eines ehemaligen adeligen Geschlechts daselbst ergibt. Nach alter Sage soll Diepoldshofen sogar eine Stadt gewesen seyn, und eben daher die Häuser über der Ach die Vorstadt genannt werden. Auch war hier bis gegen das Ende des 17. Jahrhunderts eine Reichspost, welche dann nach Leutkirch verlegt wurde. Durch die Drangsale des 30jährigen Kriegs kam der Ort so sehr herab, daß von 1630 bis 1671 kein eigener Pfarrer sich hier aufhalten konnte, sondern die Pfarrei von Reichenhofen aus versehen werden mußte. Erst gegen 1650 wurde die niedergebrannte Kirche und ungefähr 20 Jahre später das Pfarrhaus wieder aufgebaut. Im Jahr 1756 ließ hier Graf Franz Anton von Zeil eine Salzniederlage und Faktorie für das aus Bayern eingeführte Salz errichten. 1786 wurde das Gebäude, welches an der Wurzacher

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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_214.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)