Seite:Oberamt Leutkirch 222.png

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die Fürstl. Domänenkanzlei mit dem Rentamt Zeil haben hier ihren Sitz. Von technischen Gewerben bestehen hier eine Apotheke, mit welcher eine Spezereihandlung verbunden ist; eine große, sehr gut eingerichtete Bierbrauerei mit einer Branntweinbrennerei in unmittelbarer Verwaltung; am Fuß des Zeiler Berges die Fürstl. Ziegelbrennerei, errichtet im Jahr 1817, mit einem sehr ausgedehnten Betrieb und einem ins Bayerische sich erstreckenden Verschluß. Die hiesige Ziegelwaare steht in sehr gutem Ruf, so daß nur zu bedauern ist, daß es in der Nähe der Ziegelei an hinlänglich mächtigen Lehmlagern fehlt. Vorzüglich und musterhaft ist die Fürstl. Feldökonomie und Viehhaltung nebst Käserei; der Rindviehstand besteht aus einer durch Kreuzung des Allgäuer mit dem Vorarlberger Schlage hervorgegangenen Race von schwarzbrauner Farbe und starkem Körperbau, die gegenwärtig mit Montafuner Originalfarren fortgezüchtet wird. Auch die Schweinzucht ist von Erheblichkeit. Der in Selbstadministration stehende Kameralhof Zeil hat ein Areal von 2166/8 M. 41,0 R. Äckern; 56/8 M. 36,0 R. Wiesen; 334/8 M. 37,4 R. Waiden; 6/8 M. 38,0 R. Gemüsegarten; 224/8 M. 25,8 R. Gras- und Obstgärten; 1/8 M. 25,3 R. Baumschule., und 40,4 R. Ödungen. Dazu kommen noch 417/8 M. 18,2 R. Wiesen in Hünlishofen und Wengenreuthe. – Eine sehenswürdige Einrichtung hat das Brunnenwerk, mittelst dessen das Schloß Zeil mit gutem Trinkwasser versorgt wird. In dem sogenannten Brunnentobel (s. oben) werden acht, an verschiedenen Stellen entspringende Quellen in einem Sammelkasten vereinigt, und das Wasser durch ein in einem massiven Gebäude aufgestelltes Werk, bestehend aus vier, durch Wasser in Bewegung gesetzten Druckstempeln, in bleiernen Teicheln eine Länge von 600′ bis in ein Nebengebäude des Schlosses hinaufgetrieben, wo sich das Wasser aus einem kupfernen Kessel nach vier verschiedenen Brunnenkasten hin vertheilt. Im hohen Sommer tritt gleichwohl bisweilen Mangel ein. – In dem ausgedehnten Walde nordöstlich von dem Schlosse befindet sich der von dem letztverstorbenen Fürsten Maximilian Wunibald angelegte Thiergarten, in welchem ein schöner Roth- und Damwildstand getroffen wird. Erwähnung verdient endlich noch die niedlich angelegte Schießstätte.

10) Sebastians-Saul, Weiler mit 17 Einwohnern, auf der Zeiler Markung über dem nördlichen Ende des Brunnentobel. Der Name kommt von einer zur Zeit der Pest, während des 30jährigen Kriegs, hier errichteten Säule zu Ehren des heil. Sebastian, neben welcher Graf Johann Jakob 1674 mit seiner Gemahlin, einer geb. Gräfin von Wolkenstein, eine Kapelle erbauen ließ. Dabei stand früher eine Taglöhnerwohnung. Im Jahr 1804 wurde eine herrschaftliche

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Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_222.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)