Seite:Oberamt Leutkirch 231.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der Flächenraum der Stadt ohne die Gärten beträgt 222/8 Morgen. Die Ach scheidet den östlichen, eine Vorstadt bildenden Theil von dem eigentlichen Städtchen, das durch seine breiten, sehr reinlich gehaltenen Straßen und größtentheils verblendeten Häuser ein gutes Aussehen darbietet. Durch Regelmäßigkeit zeichnet sich besonders die sogenannte Herrengasse aus, welche ihre Entstehung dem Fürsten Eberhard verdankt. Nur gegen Leutkirch und Memmingen stehen noch Stadttore, das Ach- und Mühlthor, die im Jahr 1832 erweitert, erhöht und ausgebessert wurden; im Übrigen ist Wurzach ein offener Ort; die Umfangsmauern sind, so weit sie nicht Häusern zur Stütze dienen, nach und nach abgebrochen worden. Auf der nördlichen Seite wichen sie schon vor mehr als 100 Jahren dem neuen Schloßbau. Landstraßen ziehen durch Wurzach folgende: die Staatsstraße von Memmingen nach Wolfegg, Ravensburg und an den Bodensee, eine frequente, besonders durch Fruchttransport belebte Route; die Straßen von Leutkirch nach Waldsee, und die von Leutkirch nach Ochsenhausen und Biberach. Im Ganzen befinden sich in Wurzach mit Oberried 172 Haupt- und 71 Nebengebäude. Staatsgebäude sind nicht vorhanden.

Unter den standesherrlichen Gebäuden steht oben an: das fürstliche Schloß. Schon seit alten Zeiten befand sich in Wurzach eine Burg, und es ist sehr wahrscheinlich, daß sie, freilich mit Veränderungen, noch in dem älteren Schlosse erhalten ist, einem einfachen sehr massiven Gebäude, das die Schloßkapelle zum h. Georg in sich begreift, und mit dem neuen Schlosse in Verbindung steht. Um die Zeit der Theilung (1675) war das alte Schloß so sehr in Abgang gekommen, daß es dem Grafen Sebastian Wunibald keine angemessene Wohnung darbot, und ihm daher für die Dauer seines Lebens ein Antheil am Schlosse Zeil vorbehalten wurde, den er jedoch nie selbst bewohnte, indem er in Wien seine Tage zubrachte und (als Reichshofraths-Vicepräsident) auch beschloß. Nachdem man von dem

Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Leutkirch. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1843, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Leutkirch_231.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)