Seite:Oberamt Reutlingen 118.jpg

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größtentheils schlecht und die Straßen ungepflastert und unregelmäßig. Die Echaz fließt in mehreren Ärmen durch den Ort, bey der Schloßbrücke ergießt sich der Aierbach in dieselbe.

Unter den Gebäuden bemerken wir: ein Schloß, ein ansehnliches, mit Mauern und Graben umgebenes Gebäude, welches auf den Grund des alten Pfullinger Schlosses von Herzog Christoph im Jahr 1563 gebaut worden ist, und aus 2 zu einem Viereck verbundenen Hauptgebäuden besteht, wovon eine Sage das eine noch für einen Überrest des alten Schlosses angibt. Das Gebäude dient dermalen zu Beamtenwohnungen; früher war es der Sitz des Oberamts.

Die Bevölkerung von Pfullingen ist seit 10 Jahren nicht vorangerückt; schon 1813 betrug sie 3400 Menschen, die Ursache davon liegt auch hier nicht in der Sterblichkeit, denn es wurden in diesem Zeitraum 218 Menschen mehr geboren, als gestorben sind, sondern im Verlassen des Wohnsitzes; doch machte der Überschuß an Gebornen in den frühern 20 Jahren im Durchschnitte jährlich das Doppelte aus, und die Bevölkerung stieg in jenem Zeitraum beynahe um 900 Menschen. Das Verhältniß der Unehelichen ist hier um 1/3 stärker, als in Reutlingen, das 9te bis 10te Kind. Die Nahrung und Beschäftigung der Einwohner beruht größtentheils auf der Landwirthschaft. Die Stadt hat eine sehr große Markung, die größte im ganzen Oberamt; freylich befinden sich darunter an 1100 Morgen Weiden und eben so viele einmähdige Wiesen, so daß also für die Cultur hier noch ein weites Feld offen ist.

Gewerbs- und Kunstfleiß ist hier nicht zu finden; blos die Bortenwirkerey und die Papierfabrikation sind von einiger Bedeutung. Der Handel ist ganz unbedeutend. Die Stadt hat 4 Jahrmärkte und auch Wochenmarkts-Gerechtigkeit; die erstern wollen aber nicht viel heißen, und von den letztern wird fast gar kein Gebrauch gemacht. Für den innern Handel ist Reutlingen zu nahe, man findet deßwegen auch keine Handlungen von einiger Bedeutung. Der ganze Handelsverkehr beschränkt sich auf den Absatz der Erzeugnisse von den oben genannten Gewerben, und auf den Verkauf von Naturprodukten, nämlich

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Reutlingen. Stuttgart und Tübingen: , 1824, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Reutlingen_118.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)