Seite:Oberamt Reutlingen 130.jpg

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Honau kommt schon im Jahr 937 in der oben angeführten Urkunde Kaisers Otto, unter dem Namen Hohenowe, Hohenau vor. Der Priester Hartbert, der von dem Kaiser hier beschenkt wurde, gelangte später zur bischöflichen Würde in Chur, und es ist merkwürdig, daß noch im Jahr 1686 der Bischof Ulrich von Chur sich bey dem Herzog von Würtemberg beschwert, daß er aus seiner Feilenschmidte zu Honau, ungeachtet dieselbe ganz zerfallen, doch noch die alte Steuer fortbezahlen solle. Zu derselben Zeit besaß Chur hier auch noch mehrere eigenthümliche Güter und noch in dem neuesten Cameralamts-Grundbuch wird ein Theil der oben genannten Lehen- und Zinsgüter als ehemals Churische Lehen aufgeführt. Auch Groß Engstingen war, wie wir unten sehen werden, Churisch. Bemerkenswerth ist, daß eine Zellg der Markung auf der Höhe „Pfullenberg“ heißt; in dem Ort selber wird noch ein Haus das Schlößle genannt. Hinter Honau schließt sich das enge Thal ganz, zwischen hohen Felsen, im sogenannten Dobel. Zwischen Honau und Oberhausen, gegenüber von Lichtenstein, steht an der Bergwand eine Reihe von etlich und 20 Felsen. Der erste und einer der größten davon heißt der Sonnenstein. Die Bewohner von Honau benutzen ihn statt einer Sonnen-Uhr, um die Mittagszeit darnach zu bestimmen. Der Felsen hat nämlich eine große Vertiefung, in welche die Sonnenstrahlen gerade um die Mittagsstunde fallen.

Zu Honau gehört

Lichtenstein,

ein Förstershaus und Sitz eines Revierförsters, unmittelbar über Honau. Es ist dieß das berühmte Lichtensteiner Schlößchen, sogenannt, weil es auf dem Grunde des alten Lichtensteiner Schlosses steht, das im Jahr 1802 als baufällig abgebrochen und durch das gegenwärtige Gebäude ersetzt worden ist. Dieses neue Gebäude hat nun freylich nicht mehr das Aussehen eines alten Ritterschlosses, aber um seiner Lage willen ist es nichts desto weniger eine große Merkwürdigkeit der Alp. Das

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Reutlingen. Stuttgart und Tübingen: , 1824, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Reutlingen_130.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)