Seite:Oberamt Riedlingen 043.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und, wenn nicht ein trockener Jahrgang ein früheres Einholen begünstigte, erst im Winter, bey gefrornem Boden, eingeheimst. Ein gelinder Winter, der den Boden nicht hinlänglich zum Frieren brachte, raubte den ganzen, mit Mühe gewonnenen Ertrag wieder. In neuern Zeiten ist durch die Fällung des Sees so viel gewonnen worden, daß man das Ried auch im Sommer befahren kann.

Der Nutzen, welchen die Seeherrschaften von der Seemarkung gezogen haben, bestand einzig in den Strafgefällen und darin, daß ihnen von den Fischern ihrer Orte die vorzüglichen Fische für einen festgesetzten Preis zum Kauf angeboten werden mußten. Jede Herrschaft hatte zwar das Recht, auch einige Gulden von den Fischern und, für die Grasnutzung, von den Gemeinden einzuziehen; dieses Recht blieb aber in der Regel unausgeübt. Es ist bereits bemerkt worden, welche Ausdehnung der Federsee noch im vorigen Jahrhundert hatte, und noch vor 1787 war Buchau eine Insel. Es ist aber nicht zu zweifeln, daß der See in ältern Zeiten eine noch weit größere Ausdehnung hatte, und daß der jetzige Federsee nur der Rest eines ehemals mehr als zehenmal größern Sees, ja, wenn wir mit den Geognosten auf die ältesten Zeiten zurückgehen, nur ein Rest eines Sees, der einst ganz Oberschwaben und einen großen Theil von Baiern bedeckte und selbst mit dem Bodensee zusammenhing, war[1]. Wann und wie der See auf den Stand der bezeichneten Seemarkung eingeschränkt worden sey, davon hat man keine Nachrichten, man weiß nur von 2 künstlichen Fällungen, wodurch er endlich auch von jenen Markungsgränzen zurückgedrängt wurde. Die eine von diesen Fällungen wurde i. J. 1787/88, die andere 1809 vorgenommen. Die erstere geschah, auf Betrieb des damaligen Stift-Buchauischen Geh. Raths von Scheffold. Mittelst eines Abzuggrabens nach der Kanzach wurde der Wasserspiegel um 3 Fuß erniedrigt,


  1. Vergl. Südbaierns Oberfläche. V. J. F. Weiß. München 1820.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Riedlingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1827, Seite 043. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Riedlingen_043.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)