Seite:Oberamt Riedlingen 188.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

verursacht werde. Ein neuer Vertrag von 1719 setzte endlich das Verhältniß dahin fest, daß 1) das Kloster jährlich mehr nicht, als 7 Malter Dinkel, 7 M. Haber und 6 M. Roggen als Schirmsfrüchte und 1 Schirmochsen oder 20 fl. bezahlen, alle übrige Leistungen aber aufhören sollen; 2) daß dem Kloster die hohe Gerichtsbarkeit über Ertingen, so wie das Blutgericht zu Friedingen wieder ganz, über die übrigen Orte aber mit Ausnahme bestimmter Fälle, eingeräumt werden solle. Dafür tritt das Kloster an das Fürstl. Haus Sigmaringen 4 Schupflehenhöfe und den halben Groß- und Kleinzehnten nebst Zehentscheuer in Bilafingen ab, und zahlt überdieß die Summe von 23.000 fl. Forst- und Jagdrecht des Fürstl. Hauses blieb unverändert.

Die Belehnung des Grafen Karl mit der Grafschaft Sigmaringen war mit ausdrücklichem Vorbehalt der östr. Landeshoheit und des Besserungsrechts geschehen, und so kam denn auch das Kloster Kreuzthal unter diese Landeshoheit, wurde zur schwäb. österreichischen Kasse steuerbar, vorderöstr. Landstand und dem Kreisamte Nellenburg untergeordnet.

Die innere Verfassung des Gotteshauses war durch die Ordensregel bestimmt. Der Abt von Salem blieb bis ans Ende Oberaufseher und Visitator des Klosters und hatte sein besonderes Absteigquartier, (Prälaturgebäude) neben dem Kloster; der Convent bestand gewöhnlich aus 25 Frauen und 15 Schwestern. An der Spitze stand die Äbtissinn und unter ihr eine Priorin und Subpriorin, eine Bursirerin führte die Rechnung des Haushalts. Ein Klostergeistlicher von Salem versah die Stelle eines Beichtvaters, und ein anderer, von 1727 an, die eines Pfarrers und Seelsorgers bey den weltlichen Einwohnern innerhalb der Mauern. Vergl. Andelfingen. Die Verwaltung der weltlichen Angelegenheiten wurde von einem Oberamtmann mit einem Secretär, welcher die Amtsschreibereygeschäfte führte, besorgt. Das klösterliche Gebiet umfaßte 8 Dörfer und Weiler. Heiligkreuzthal, Andelfingen, Binswangen, Beuren, Ertingen, Friedingen, Hundersingen, Waldhausen und die Höfe Landau, Thalhof

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Riedlingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1827, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Riedlingen_188.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)