Seite:Oberamt Riedlingen 222.jpg

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Rudolph von Habsburg kaufte von den Grafen von Veringen 1291 die Grafschaft Veringen, und wie das lat. Östr. Habsburgische Rodel (v. J. 1292) beweist, zu gleicher Zeit auch den Bussen und die dazu gehörigen Güter mit der Vorderburg und der Vogtey über die Kirche. Die Hinterburg wurde, nach Dir. von Raisers Auszügen, von Graf Eberhard von Landau gekauft. Die Vorderburg war Reichenauisches Lehen, und wird auch in dem Östr. Urbar von 1303 als Lehen von Owe bezeichnet; später aber ging die Lehenschaft auch an Östreich über, und von Östreich her ist jetzt der ganze Besitz mit Zugehör Würt. Lehen. K. Rudolph, der nach der allgemeinen Meinung die Absicht hatte, für einen seiner Söhne wieder ein Herzogthum Schwaben herzustellen, wollte, wie es scheint, dasselbe auf den Bussen begründen, vielleicht weil sich an diesen Erinnerungen eines alten Herzogssitzes knüpften. Sein Vogt Schiltung suchte deßwegen so Vieles als möglich, und wie die Marchthaler Annalen beweisen, selbst das Kloster Marchthal, unter die Vogtey Bussen zu ziehen. Der Plan mißlang, und die Vogtey Bussen blieb in der Folge auf den unten bezeichneten Umfang beschränkt.

Auch die Herrschaft Bussen hatte das Schicksal, wie andere Östr. Besitzungen in Schwaben, mehrmals verpfändet zu werden. So kam sie 1325 an die Grafen von Hohenberg, nachher an Burkh. von Ellerbach, und endlich an die Truchsessen von Waldburg, und zwar war, nach einer Scheerer Urkunde, Hans der Truchseß schon 1398 im Besitze. Neben den Truchsessen erscheinen jedoch noch die von Stein als Vögte, Praefecti, von Bussen, vermuthlich weil Östreich immer die Landeshoheit über die Herrschaft behalten hatte[1].


  1. Auffallend ist, daß, nach einer Urkunde zu Scheer, noch im J. 1491 Martin von Friedingen seinen Burgstall auf dem Bussen an Bruno von Hertenstein für 20 Pf. H. ebenso, nach dem Kaufbriefe von Göffingen, 1471 Conrad von Stein nebst Schloß und Dorf Göffingen auch das Burgstall auf dem Bussen an eben denselben Bruno verkauft (s. Göffingen), und daß dieser darauf i. J. 1500 das Burgstall zum Bussen wieder den Truchsessen zu kaufen gibt. Die Sache erklärt sich jedoch aus der Geschichte. Nach dem Östr. Habsburgischen Urbar von 1292 saßen damals, als Burgvasallen und Burgbesatzung die von Friedingen, Hornstein, Stadion, und Gundelfingen auf dem Bussen, und bezogen als Soldlehen Gefälle zu Göffingen, Dietelhofen Dentingen, u. a. O. Diese hatten, wie es scheint, ihre besondere Wohnsitze auf dem Berge. In der Friedingischen Verkaufsurkunde heißt es: „Min Burgstall zum Bussen, so man in das Schloß daselbs will, zu der rechten Hand gelegen.“ Offenbar waren also diese Burgställe verschieden von dem Schlosse, und noch jetzt laufen sie unter dem Namen Burggesäß in dem Lehensverzeichnisse des K. Lehenshofes. Im Besitze dieser Burglehen waren verschiedene Familien.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Riedlingen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1827, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Riedlingen_222.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)