Seite:Oberamt Saulgau 210.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kirche stehen neben dem Pfarrer 2 Caplane, zu h. Catharina und St. Maria, deren Stellen aber seit einiger Zeit unbesetzt sind. Die eine Caplaney, die Frühmeß, wurde im J. 1444, die andern i. J. 1477 gestiftet. Filiale der Pfarrey sind: Burg und Riedmühle.

H. ist ein Haupt-Flachsort; es hat nicht unbedeutende Waldungen, 6 Schildwirthschaften, 3 Mahlmühlen, 1 Sägemühle, 1 Öhlmühle und 4 Vieh- und Krämermärkte. Unter den Handwerkern befinden sich 2 Wachszieher. Der Ort hatte schon in alten Zeiten sein eigenes Gericht, und „der Schultheiß oder Amman durfte Stock und Degen tragen.“ Auch wurde dem Gerichte durch Wappenbrief v. J. 1682 von K. Leopold ein eigenes Sigel und Wappen verliehen. Der Ort ist sehr alt und kommt unter dem Namen Heriprehtinga schon in einer Urkunde K. Ludwigs des Deutschen v. J. 854 vor. S. S. 8.

Die Grundherrschaft war ehemals, wie sich noch urkundlich nachweisen ließe, unter eine Menge Edelleute, Klöster und Körperschaften vertheilt; die Landesherrschaft war immer Friedbergisch. Die Edlen von Beuren hatten ihren Sitz in H. S. Beschr. des OA. Riedlingen. S. 116. Von ihnen kamen mehrere Höfe und Güter zu H. an das Kloster Habsthal, von dem die Sigmaringischen Gefälle herrühren. An jenes Kloster hatte auch schon 1286 Graf Heinrich von Veringen auf einer Hochzeit zu Grüningen einen Hof geschenkt.

2) Die Riedmühle, eine Mahlmühle, 1/8 St. unterhalb H. und auf dessen Markung im Ried gelegen.

3) Burg, auch „Burg im Thiergarten“ und im Gegensatz von Hagelsburg, „die untere Burg“ gemeiniglich aber auch blos Thiergarten genannt, ein Jägerhaus und Sitz eines Revierförsters, 1/2 St. südlich von Herbertingen. Vormals befand sich hier ein Thiergarten mit einem Jagdschlosse. Der Thiergarten wurde 1812 aufgehoben, und das Jagdschloß 1813 abgebrochen. – Nicht weit

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Saulgau. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1829, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Saulgau_210.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)