Seite:Oberamt Tettnang 032.jpg

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9. Pflanzen- und Thier-Reich.
A. Pflanzen.

a. Bäume. Man findet im Oberamte beinahe alle gewöhnlichen Holzarten Deutschlands, doch herrscht Nadelholz vor, besonders die Rothtanne oder Fichte, Pinus Picea, obschon auch die Edeltanne, Pinus Abies, hier häufiger ist, als in den meisten andern Gegenden Würtembergs; am Wasser findet man oft die schwarze Pappel, Populus nigra, die weiße Erle, Alnus incana, und die Traubenkirsche, Prunus padus, im Seewald hie und da den Eibenbaum, Taxus baccata.

b. Sträucher. Diese treten schon charakteristischer auf. Während einige unterländische Weiden fehlen, bilden neben der allgemeinen Bachweide, Salix Helix, die Uferweide, Salix riparia, und die Mandelweide, Salix amygdalina, in Gesellschaft des starren Kreutzdorns, Hippophaë rhamnoides, und der grauen Tamariske, Tamarix germanica, wie an den Flüssen Tyrols, die Einfassung der Argen. Der Pimpernußstrauch, Staphylaea pinnata, ist ziemlich häufig; im Seewalde kommt vielfach die Stechpalme, Ilex aquifolium, ebendieselbe auch in dem Tettnanger Walde nicht selten vor; in den Torfmooren gesellen sich zu den silberfarbigen Blättern der Moorweide, Salix repens, die dunkeln Früchte der Sumpf- und Moosbeere, Vaccinium uliginosum und Oxycoccos, während die rothe Preißelbeere, Vaccinium vitis Idaea, auch hier die feuchten Tannenwälder bewohnt.

c. Krautartige Pflanzen. Die Flora des Oberamts trägt in den Hauptzügen den Charakter der oberschwäbischen Molassenhügelbildung; es fehlen ihr die Felsenpflanzen der Alp und des Muschelkalks und viele in den tieferen Gegenden des Neckargebiets vorkommende Gewächse. Indessen ersetzt die südlichere Breite und der Einfluß des selten zufrierenden Bodensees die Höhenverschiedenheit, so daß selbst der Buchs im Freien baumartig emporsteigt. Auf der andern Seite hat die Nähe der Alpen eine Regenmenge zur Folge, welche wahrscheinlich selbst die des Schwarzwaldes übertrifft und eine eigene subalpinische Pflanzenwelt bildet.

Im Bodensee selbst gedeiht nur eine einzige Pflanze, Potamogeton perfoliatus, welche daher auch ausschließlich den Namen Seekraut führt. Die andern Wasserpflanzen vermögen nicht den heftigen Wellenschlag seiner offenen Halden zu ertragen und haben sich hinter den dichten Kranz von Schilf, Arundo Phragmites, zurückgezogen, welcher mit dicht verschlungenen Wurzeln der kräftigste Beschützer und Erhalter des Seeufers ist. Die stillen dunkeln Wasserspiegel bei Eriskirch etc., und die klaren Altwasser der


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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 032. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_032.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)