Seite:Oberamt Tettnang 035.jpg

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Gartens des landwirthschaftlichen Vereins in Stuttgart beobachtet wurde. Der Flußschwamm Spongia fluviatilis, L., und das von Wartmann als eigenthümliches Erzeugniß des Bodensees beschriebene Fischbrod, Spongia friabilis, scheinen nicht davon verschieden.

B. Thiere (wilde).

a. Vierfüßiges Wild, Schweine und Hirsche fehlen ganz; im Übrigen kommen die gewöhnlichen vierfüßigen Thiere des Landes vor. Am Bodensee finden sich viele Füchse. Die Fischotter, Mustela lutra, hält sich an mehreren Flüssen auf und die Wasserspitzmaus, Sorex fodiens, ist sehr häufig an den Seeufern.

b. Vögel. Von Sing- und andern Vögeln kommt wieder das Gewöhnliche vor; von jenen findet sich nur die Nachtigall nicht ein. Dagegen steigen aus den benachbarten Hochgebirgen zuweilen große Raubvögel herab, so hielten sich im Sommer 1835 mehrere Lämmergeier einige Tage lang in dem Argenthale auf, wovon einer geschossen wurde. Von den 73 Arten Wasser- und Sumpfvögel, welche an und auf dem Bodensee gefunden werden und die in Hartmanns Beschreibung des Bodensees aufgezählt sind, gehören zu den selteneren und sind auch unserm Bezirke nicht fremd: der gemeine Kranich, Ardea Grus, im Frühling und Herbst ein Paar Wochen lang als Zugvogel, hauptsächlich auf der Schwäbischen Seite. – Der Schwarze Storch, Ardea nigra, der Nachtreiher A. nycticorax, der Purpurreiher, A. purpurea, die kleine Rohrdommel (Rohrreiger), A. minuta, der Silberschnabel, Tantalus Falcinellus, sehr selten, der Kampfhahn, Tringa pugnax, die Gambette (Rothbeinlein, Viertelsgrüel) Tringa Gambetta, der grüne Strandläufer (Schwarzflügel), Tr. Ochropus, die taurische Ralle, Rallus Pusillus, die wilde Gans, Anas Anser ferus, die weißköpfige Ente, Anas Leucocephala, die Löffelente A. Clypeata, die Pfeifente (Rothmoor, Rothkopf), Anas Penelope, die Knäckente, A. Querquedula. In kalten Wintern finden sich zuweilen auch der Schwan, Anas olor, die Kropfgans, Pelecanus Onocrotalus und der Kormoran, Pelecanus Carbo, ein. Eine Kropfgans wurde 1768 und wieder eine 1806 geschossen. Zehn Schwäne hielten sich in dem letzten Winter lange Zeit auf dem See auf. In kalten Wintern ist der Bodensee voll Geflügel, das von dem Norden und den benachbarten kleineren Seen hier zusammen kommt.

c. Von Amphibien ist außer den gewöhnlichen nur die giftige Vipera Chersea anzuführen, welche auf dem Bodensee nahen Torfmooren vorkommt.


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 035. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_035.jpg&oldid=- (Version vom 14.5.2018)