Seite:Oberamt Tettnang 083.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sie doch ihre eigene Verfassung unter eigenen Herzogen. Das Land war, wie anderwärts, in Gaue eingetheilt, an deren Spitze die Gaugrafen standen, eine Eintheilung, die am deutlichsten hervortritt unter den Karolingischen Königen, da die Herzogliche Gewalt aufgehoben war. Unser Bezirk gehörte theils zum Linzgau, theils zum Argengau; in einer neuerlich bekannt gewordenen Urkunde kommt auch der Schussengau wieder zum Vorschein.

Der Linzgau grenzte westlich, am untern Ende des Bodensees, an den Hegau, die Grenzen gegen den Argengau bildete die Schussen. Der Argengau zog sich von der Schussen an längs des Bodensees über Lindau nach Bregenz und bis in das Rheinthal hinauf, wo er an den Rheingau sich anschloß. Da nicht nur der Linzgau und der Argengau, sondern auch der Rheingau, so wie rückwärts der Nibelgau, häufig unter Einem Gaugrafen, dem Grafen des Linzgaues, vereinigt waren, so mag diß Veranlassung gegeben haben, daß man unter dem Namen Linzgau manchmal den ganzen Landstrich von Bodmann an bis Bregenz und in das Rheinthal hinauf begriff, und daß man daher selbst in Urkunden Orte zum Linzgau gerechnet findet, welche entschieden zum Argengau oder einem andern der genannten Gaue gehörten.

Betreffend den Schussengau, so haben wir schon bei Waldsee und bei Ravensburg die Meinung geäußert, derselbe sey entweder nur ein kleiner Untergau gewesen, oder habe die Benennung nur eine geographische Bedeutung gehabt. Diese Meinung wird nun auch vollkommen bestätigt durch die Urkunde, worin der Gau, der bisher nur durch eine einzige Urkunde bekannt war, zum zweiten Mal vorkommt. Es geschieht diß in einer von DümgeRegesta Badensia 1836. p. 67 – bekannt gemachten Urkunde K. Ludwigs des Frommen vom December 836. Durch diese Urkunde genehmigt und bestätigt der Kaiser eine Güter-Schenkung an das Kloster Reichenau, welche der Priester Engelbert, der auf dem K. Kammergut, Schussengau


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 083. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_083.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)