Seite:Oberamt Tettnang 210.jpg

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  • 1) Liebenau, W. mit einem Schlößchen und 52 k. Einw., Fil.. von Ober-Eschach, 11/4 St. nördlich von Tettnang auf und um einen kleinen steilen Hügel im Krebsbachthälchen, an der Landstraße von Ravensburg nach Tettnang. Auf dem Hügel steht das Schlößchen mit einer geräumigen Kapelle z. h. Theresia. Das Schlößchen, dessen gegenwärtiger Besitzer der Pfarrer Schlegel in St. Christina ist, hat ein gutes Aussehen. In demselben befindet sich eine, ungefähr 2000 Bände starke, Bibliothek, welche viele schätzbare Handschriften und alte Drucke enthält, s. u. In L. ist eine Schildwirthschaft, und 1 Mahlmühle vom Krebsbach getrieben. Die alte feste Burg Liebenau, deren Erbauung in dem Dunkel der Vorzeit verschwindet, war in der Mitte des 13. Jahrhunderts der Sitz der Ritter von Liebenau, eines Zweiges der Familie von Summerau, s. S. 150. Albert v. S. ist der erste, der, in einer Urkunde von 1246 Albert v. Liebenau genannt wird, und vermuthlich derselbe, der mit seinem Bruder 1264 dem Kloster Weingarten das Gut Kazheim schenkte (s. OA. Ravensburg S. 219). 1269 verkauft Ulrich v. L. an dasselbe Kloster seine Vogtrechte über Obersulgen, s. OA. Ravensb. S. 194. Ein Heinrich v. L. schenkt als Heinrich v. Ravensburg 1257 dem Kl. Weissenau O. Eisenbach (s. u.), sein Bruder Albert v. L. schenkte dem Kloster um das Jahr 1288 einen Wald bei Rebholz und zwar mit Zustimmung des Grafen Hugo von Montfort, seines Lehensherren. In der Theilungsurkunde von 1309 erscheint L. mit Summerau als Montfortische Besitzung. Im Jahr 1581 verkaufen die Grafen Georg, Hans, Anton und Wolfgang v. Montfort an Matthias Laymann, der Rechte Doctor und der gemeinen Stadt Augsburg Advokaten zuerst ihr Dörflein Liebenau um 3669 fl. 42 kr. 6 Hlr. Der Käufer zahlte diese Summe zur Berichtigung einer Schuld der Montfort an Hans Marx und Jacob Fugger. Sodann schenken sie dem Laymann für die Dienste, die er ihnen zur Erhaltung der Montfortischen Reichslehen und der Herrschaften Beckau und Krembs in Steiermark gethan, „das alt Burgstall Liebenau, so lang nit bewohnt worden,“ mit einigen andern Grundstücken. Alles mit Niedergerichtsbarkeit und der niedern Jagd, aber mit Vorbehalt der hohen und forsteilichen Obrigkeit. Die Laymann stellten das Schloß wieder her, und bauten 1624 die Kapelle. Christoph Laymann v. L. starb den 1. Jan. 1629 und liegt zu Ober-Eschach begraben. Durch seinen einzigen Sohn, den nachmaligen Abt Dominicus in Weingarten (von 1637–1673) kam L. mit Langentrog an dieses Kloster. Weingarten besaß es als ein zum Rittercanton Hegnau gehöriges Gut, und erhielt 1764 vollends alle Hoheitsrechte. Von der Krone Bayern, an welche, wie oben

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_210.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)