Seite:Oberamt Tettnang 227.jpg

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und erst im Jahr 1764 erwarb es die Stadt wieder unter dem Titel der Wiederlosung von dem Freiherrn Jos. Joachim v. Deuring, Speirischen Oberst-Jägermeister für 50.000 fl. Von dieser Zeit an blieb Ravensburg im Besitze des Guts und des Patronatrechts zu Th. Die Constanzischen Höfe wurden 1830 bis auf ein einziges Gut allodificirt. Wie in politischer Beziehung, so war Theuringen auch in kirchlicher Hinsicht in ältern Zeiten schon ein bedeutender Ort; es war der Hauptort eines Landcapitels, des Landcapitels Theuringen oder Thüringen, und war dieß bis zum J. 1812, wo der Capitelsverband aufgelöst wurde. Seine Pfarrkirche ist wohl eine der ältesten Kirchen am Bodensee, denn indem das Kloster St. Gallen im Jahr 752 in den Besitz des Haupthofes von Th. kam und vielleicht vorher schon andere Höfe besessen hatte, der Ort überdieß der Sitz einer klösterlichen Verwaltung war, in welche die Gefälle des Bezirks abgeliefert wurden, befand sich unzweifelhaft auch schon eine Kapelle oder Kirche daselbst, da solche ja bei unbedeutendern Klostershöfen nie fehlten. Auch der große Sprengel der Pfarrkirche in frühern Zeiten beweist ihr hohes Alter; urkundlich kommt die Kirche jedenfalls schon 1155 vor. Im Jahr 1275 war Heinrich von Tanne Pfarrer in Th., 1316 der Graf Rudolph v. Werdenberg, 1347 Ulrich von Pappenheim – ein Beweis von der Bedeutung der Pfründe. Im Jahr 1452 wurden Ober- und Unter-Theuringen nebst Hefigkofen und Bitzenhofen in der Fehde des Hans von Rechberg, Heinrichs v. Geroldseck etc. mit Ravensburg und den Seestädten von jenen niedergebrannt. Dasselbe geschah Bitzenhofen 1646 von dem Oberst Wiederhold, Commandanten zu Hohentwiel. Nordöstlich von O.-Th. liegt ein ziemlich großes Ried, das Theuringer Ried genannt, der Grund von einem ehemaligen See, wovon noch 1612 Reste übrig waren.

  • 2) Althaus, H. mit 3 k. Einw. an der (Roth) Ach, vormals Ravensburgisch, s. o.
  • 3) Behweiler, W. m. 24 k. Einw., bestehend aus 2 früher Kloster-Salmansweilschen Schupflehenhöfen.
  • 4) Bibruck, W. mit 56 k. Einw., vormals landvogt. Die Grundberrschaft war Weißenauisch, 1 Schupflehen gehörte dem Spital Ravensburg, schon 1210 erhielt das Kloster einzelne Güter daselbst von Heinrich von Manzell und seinen Brüdern, siehe Manzell. 1216 erhielt es durch Tausch von dem Kl. Einsiedeln ein Gut, das einem Scholaren Heinrich daselbst gehörte. Ums Jahr 1240 tauschte das Kloster von Hermann von Manzell ein Lehen der Ritter Conrad v. Hassenweiler und Conrad v. Schmalneck ein. Auch noch später in den Jahren 1420, 1423, 1440 und 1441 erwarb Weißenau Güter. Mit Weißenau kam der Weiler

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_227.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)